en|de|es|fr

HomeEntdeckenLWB-Geschichten über “tägliches Brot"Thailand: Als ich es am notwendigsten brauchte

© UELCI/Timothy Melvin

Thailand: Als ich es am notwendigsten brauchte

Stipendien der thailändischen Kirche ermöglichen bedürftigen SchülerInnen und Studierenden die Verwirklichung ihrer Träume

Mai kann heute lächeln, auch wenn es in ihrem Leben bisher wenig Grund zum Lächeln gab.

Sirirat Rueangsri, die von ihren Verwandten und FreundInnen liebevoll Mai genannt wird, ist 20 Jahre alt. Sie lebt gemeinsam mit ihrer Mutter in einem kleinen, engen Haus mit zwei Räumen in Lad Prao, einem Teil Bangkoks, in dem die wirtschaftliche Kluft, die die Stadt durchzieht, besonders krass zutage tritt. Ihre Mutter erwirtschaftet allein den Lebensunterhalt der ganzen Familie. Mit dem geringen Lohn, den sie als Haushaltshilfe erhält, konnte sie Mais Schulgebühren kaum finanzieren. „[Unser Leben] war wirklich schrecklich. Jeder Moment ist unauslöschlich in meinem Gedächtnis eingebrannt“, erzählt Mai. Nach dem Unterricht half sie ihrer Mutter bei der Wäsche, die sie zur Aufbesserung des Familieneinkommens wusch. Als Mais Grossmutter nach längerer Krankheit verstarb, hatte die Familie einen Schuldenberg angehäuft und das Leben der beiden Frauen wurde noch schwieriger.

Als Alleinerziehende, für die es immer schwieriger wurde, den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten, musste Mais Mutter drastische Schritte unternehmen. Mai war diejenige, die unter den zu treffenden Entscheidungen hauptsächlich zu leiden hatte, da ihre Mutter die Mittel für die Ausbildung ihrer Tochter nicht länger aufbringen konnte. „Mein Leben erstarrte, als ich erfuhr, dass ich meine Schulausbildung nicht [würde] fortsetzen [können]“, erinnert sich Mai. Dass sie ihre Begeisterung für das Lernen opfern musste, nahm ihr den Lebensmut: „Das Kommunikationsstudium ist meine Leidenschaft.“ Abgesehen vom Wissenserwerb erlebte Mai die Schule zudem, im Kontrast zur Situation zu Hause, als offenes, ihr gemässes Umfeld, in dem sie auch Freundschaften schliessen konnte. Hier konnte sie ihren Traum leben. Nun aber sah es so aus, als würde er wie eine Seifenblase zerplatzen. Ähnlich geht es weltweit unzähligen Menschen aus den untersten Bevölkerungsschichten.

Mai war sich bewusst, wie wichtig Bildung ist und wollte unbedingt studieren, um einen guten Beruf ergreifen und sich aus den Fesseln der Armut lösen zu können. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte, wohin ich gehen und an wen ich mich wenden sollte“, um Hilfe zu erhalten, berichtet Mai.

Hilfe für Familien

In diesem kritischen Moment bot ihr die Diakonie-Abteilung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thailand (ELKT) Hilfe an – im Rahmen ihres Familienförderprogramms, das Haushalte dabei unterstützt, ihren Lebensstandard zu verbessern. Die Mitarbeitenden der Diakonie waren im Rahmen der Altenarbeit mit der Familie in Kontakt gekommen, da sie Mais Grossmutter während ihrer Krankheit betreut hatten. Mai, von Haus aus Buddhistin, wurde in das Stipendienprogramm der Diakonie-Abteilung aufgenommen. „Unser Ziel ist es, Menschen in Not Gottes Liebe weiterzugeben“, so Diakonisse Leena Helle, Leiterin der Diakonie. Die Abteilung unterstützt besonders Bedürftige, unabhängig davon, welcher Religion, sozialen Schicht oder welchem Geschlecht sie angehören.

Seit 1987 gibt es die Diakonie-Abteilung der ELKT. Ihre Aufgabenbereiche umfassen Kinder-, Jugend-, Alten- und Familienarbeit, die Arbeit mit unverheirateten Schwangeren sowie mit Menschen, die von HIV betroffen sind.

Mai ist seit der neunten Klasse (Alter 14 Jahre) Stipendiatin. Inzwischen ist sie im dritten Jahr ihres Bachelor-Studiums im Bereich Kommunikation an der Suan Sunandha Rajabhat-Universität Bangkok. Auf die Frage nach ihrer gegenwärtigen Situation antwortet sie freudestrahlend: „Mein Leben hat sich vollständig verändert.“ Das Stipendium war ein Segen, „als ich es am notwendigsten brauchte“. Trotzdem ist sie weiterhin auf die Unterstützung ihrer Mutter angewiesen, da die Studiengebühren höher sind als das Stipendium, das sie erhält.

Über die Diakonie-Abteilung lernte Mai die lutherische Gemeinde in Lad Prao kennen, was ihr Leben zutiefst verändert hat. Heute ist sie getaufte Christin. Ihr Bekehrungsprozess dauerte fast drei Jahre. Sie ist aktives Gemeindemitglied und gehört dem Jugendausschuss der ELKT an. Auch ihre Mutter hat sich unlängst taufen lassen.

Mit Optimismus in die Zukunft

Mai blickt optimistisch in die Zukunft. „Nach dem Studium werde ich sicherlich einen guten Arbeitsplatz finden und muss mir keine Sorgen um mein tägliches Brot machen.“ Sie will Redakteurin bei einer angesehenen Zeitung werden und möchte, was ihr noch wichtiger ist, dass ihre Mutter nicht mehr arbeiten muss und zu Hause bleiben kann. „[Meine Mutter] hat sich ihr ganzes Leben lang mir zuliebe geplagt und es ist meine Pflicht, für sie zu sorgen, wenn ich einmal verdiene. Ich habe das grosse Glück, dass ich meine Ausbildung fortsetzen kann“, so Mai weiter.

Helle verweist jedoch darauf, dass sich die ELKT im Klaren ist, wie vielen anderen jungen Menschen in derselben Region Thailands eine Ausbildung versagt bleibt. Sie bekräftigt die Zielsetzung der Diakonie-Abteilung, weiter nach Unterstützung für diese Menschen zu suchen. Die Diakonie orientiert sich dabei an den Worten Jesu: „Was ihr getan habt einem von diesem meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)

Ein Beitrag von Timothy Melvyn, Kommunikationsreferent der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien.

streaming

Videos von der Elften Vollversammlung

RSS-Feed Vollversammlungs-Nachrichten (DE)
Communio Garden Communio Garden
facebook facebook
youtube YouTube
flickr flickr
twitter Twitter-Feed der Vollversammlung