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© LWB/AWD/LWSI/Thangavelu Prabu

Indien: Von einem Tsunami-Friedhof zu einer blühenden Gemeinschaft

Fünf Jahre nach dem Tsunami: DorfbewohnerInnen in Indien blicken voller Hoffnung in die Zukunft

Anjappan Kumar erinnert sich an den Tag vor fünf Jahren, als der verheerende Tsunami, der Tausende von Menschen in Südasien und Afrika das Leben kostete, sein Dorf heimsuchte.

„Der Tsunami forderte am 26. Dezember 2004 in unserem Dorf 86 Todesopfer und zerstörte fast 500 Häuser und 200 Boote. Das Dorf sah aus wie ein Friedhof“, erzählt der 33-Jährige mit stockender Stimme.

Vor dem Tsunami arbeiteten die BewohnerInnen von Thirumullaivasal im Distrikt Nagapattinam im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu als HilfsarbeiterInnen in der Fischindustrie. Die Männer fuhren für einen geringen Lohn mit Katamaranen und Kuttern aufs Meer hinaus und die Frauen warteten am Strand auf die Rückkehr der Männer, um den Fang direkt zu verarbeiten. Sie lebten in Lehmhütten ohne Toiletten und Sanitäranlagen. Ihre Häuser lagen in der Nähe der Küste und wurden bei Überschwemmungen immer wieder zerstört. Jedes Jahr fielen Reparaturkosten an. Da die DorfbewohnerInnen zumeist nicht über die nötigen Mittel verfügten, liehen sie sich das Geld für den Wiederaufbau von Geldleihern.

Mittlerweile haben Thirumullaivasal und sechs andere Dörfer im Distrikt sich mit Hilfe des Lutherischen Weltdienstes Indien (Lutheran World Service – India, LWSI) zu blühenden Gemeinwesen entwickelt. Die BewohnerInnen fangen und verkaufen Fische, teilen sich die Einnahmen, sparen Geld, halten ihre Boote und Netze instand und leben zusammen mit ihren Familien und NachbarInnen ein zufriedenes Leben. „Die letzten fünf Jahre unseres Lebens [waren] wirklich erfolgreich und besser als vorher“, erklärt Kumar, der eine von LWSI unterstützte Bootsgruppe leitet.

LWSI, ein assoziiertes Programm der LWB-Abteilung für Weltdienst (AWD), nahm seine Arbeit 1974 als AWD-Länderprogramm in Indien auf und widmete sich damals – nach dem Unabhängigkeitskrieg in Bangladesch – vor allem den Bedürfnissen der Flüchtlinge. In seinem Engagement für die Armen in ländlichen und städtischen Gebieten, deren Zahl ständig wächst, legt es heute den Schwerpunkt vor allem auf die Stärkung und Aktivierung benachteiligter Gemeinschaften, damit diese ihre Lebensqualität verbessern und Eigenständigkeit erreichen können. LWSI leistet im ganzen Land Katastrophenhilfe und führt langfristig angelegte integrierte Entwicklungsprojekte in Ostindien durch.

Ende der Ausbeutung

In Thirumullaivasal arbeitete das LWB-Programm mit organisierten Gruppen von jeweils fünf Personen zusammen und rüstete jede dieser Gruppen mit einem motorisierten Fiberglasboot und Netzen aus. „LWSI hat den 175 Familien in unserem Dorf 35 Boote zur Verfügung gestellt. Wir haben jetzt Arbeit und sind von niemandem mehr abhängig. Wir fangen und verkaufen die Fische selbst, teilen den Gewinn untereinander und sparen auch ein bisschen für unsere Zukunft und für die Wartung der Boote. Niemand kann uns mehr ausbeuten“, erzählt Kumar.

In Zusammenarbeit mit dem globalen kirchlichen Netzwerk ACT International (Kirchen helfen gemeinsam) hat LWSI nach dem Tsunami 2004 Nothilfe geleistet und in 18 Dörfern in den Distrikten Cuddalore, Villupuram und Nagapattinam Wiederaufbauprogramme durchgeführt.

Zu den Hilfsleistungen gehörten die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Unterkünften wie auch langfristige Projekte, die den DorfbewohnerInnen geholfen haben, zu einem normalen Leben zurückzufinden. In einigen Fällen sind die Lebensbedingungen der Menschen heute sogar besser, als sie es vor dem Tsunami waren.

Kumar sagt dazu: „Ich verdiene heute mehr als früher und als Gruppenmitglied kann ich sogar Geld für die Zukunft meiner Kinder sparen. Ich werde meinen Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen.“ Für die Mitgift seiner Tochter hat er sogar etwas Gold gekauft.

Verbesserte Hygienestandards

Die Lebensqualität im ganzen Dorf ist enorm gestiegen. Die DorfbewohnerInnen leben heute in festen Häusern, die mit Unterstützung des LWSI gebaut wurden. Für die Zubereitung der Speisen und Beleuchtung verwenden sie kein Kerosin oder Feuerholz mehr, denn ihre neuen Häuser sind mit Gasöfen und Elektrizität ausgestattet. Auch die Sanitäranlagen sind verbessert worden. Ständig verfügbares sauberes Wasser und Toiletten gehören dazu. Einige der DorfbewohnerInnen haben ihre Ersparnisse auch für den Kauf von Fernsehern und andere Geräte genutzt, die vor dem Tsunami im Dorf völlig unbekannt waren. Kumar zum Beispiel hat einen Wassertank mit einer Pumpe im Haus installiert, der ihn und seine Familie mit fliessendem Wasser versorgt. Um sein Haus herum hat er eine Mauer gebaut, die seiner Familie mehr Sicherheit gibt.

Kumar und seine Gruppe sehen das Leben heute anders – mit neuer Hoffnung. Die DorfbewohnerInnen nehmen an Gemeinschaftsversammlungen teil, um Entscheidungen über die Entwicklung ihres Gemeinwesens zu treffen. Die Frauen haben Selbsthilfegruppen gebildet und die Kinder gehen regelmässig zur Schule.

Um die nachhaltige Entwicklung der Dorfgemeinschaften sicherzustellen, arbeitet LWSI mit den BewohnerInnen auch weiterhin in Gemeinschaftsprojekten zusammen, die einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der verbesserten Lebensbedingungen leisten, wie zum Beispiel Mikrokrediteinrichtungen, Dorfentwicklungskomitees, Katastrophenpräventionsgruppen, Programme für Gendersensibilisierung, Gesundheitsförderung und die Heranbildung von Leitungskräften.

Heute sehen diese Dörfer in Nagapattinam nicht mehr wie die Friedhöfe aus, die Kumar beschrieben hat. Es sind vielmehr blühende Gemeinschaften, die sich dank der Partnerschaft mit LWSI entwickelt haben.

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