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© LWB/Fredrick Nzwili

Ruanda: Jeden Tag einen Baum retten

Klimawandel bedroht ländliche Gemeinschaften in Ruanda

Athanase Mugabo zeigt auf die gesunden Bananen- und Maniokpflanzen auf seinem kleinen Bauernhof im Distrikt Kirehe in Ostruanda und hofft, dass die Ernte dieses Jahr besser ausfällt als in den vergangenen Jahren. Aber er erinnert sich noch genau an den vollkommen vertrockneten Mais und die vertrockneten Bohnen der letzten Saison. „Ich konnte überhaupt nichts ernten und das obwohl ich noch einmal nachgepflanzt hatte“, berichtet Mugabo der Lutherischen Welt-Information (LWI) im März.

„Es hat einfach nicht genug geregnet. Erst hatten wir sintflutartige Niederschläge und dann nach ein paar Wochen gar keine mehr. Als es wieder anfing zu regnen, waren die Felder alle vertrocknet“, erklärt Mugabo, der gleichzeitig Pastor der Lutherischen Kirche Ruandas (LKR) in der Gemeinde Rusomo ist.

Dieser Fall macht in alarmierender Weise deutlich, welche Folgen der Klimawandel für Menschen in ganz Afrika hat. ExpertInnen warnen bereits seit langem davor, dass sich Dürren und Hungersnöte in Afrika weiter verschärfen werden, wenn die wetterbedingten Unsicherheiten zunehmen.

Viele Bauern und Bäuerinnen insbesondere in Ostruanda erzählen ähnliche Geschichten. Das Phänomen des Klimawandels führt dazu, dass die ländliche Bevölkerung, die mehrheitlich für den eigenen Bedarf produziert, extrem gefährdet ist.

Es gibt immer mehr Dürren, Überschwemmungen und Erdrutsche, die die Ernährungsunsicherheit verschärfen und die weitgehend von der Landwirtschaft abhängigen Volkswirtschaften schwächen. Von 2004 bis 2005 wurde Ruanda von einer entsetzlichen Dürre heimgesucht, die drei Ernten zerstörte, sodass das Land auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen war.

Schadrack Bazubafite, Projektkoordinator des Ruanda-Programms der Abteilung für Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB), berichtet, dass kleine Flüsse, Quellen, Sümpfe, Feuchtgebiete und Seen – die wichtigsten Quellen für die Wasserversorgung der Haushalte – immer mehr zurückgehen.

„Man hört heute oft, das Klima sei sehr viel trockener als noch vor zehn Jahren. Die Menschen klagen auch, die Jahreszeiten hätten sich verändert und sie könnten nicht mehr zuverlässig voraussagen, ob es regnen werde oder nicht“, erklärt der ehemalige AWD-Projektkoordinator.

„Viele Bauern haben noch nicht erkannt, dass es klimatische Veränderungen in den Jahreszeiten gibt. Sie bereiten ihre Felder auf die neue Saat vor, wie sie es immer getan haben, und sind dann enttäuscht, wenn die Niederschläge verspätet kommen oder ganz ausbleiben“, erzählt Bazubafite. „Das ist für die Menschen sehr entmutigend.“

Baumpflanzaktion

Die ruandische Regierung hat 2007 ein Aktionsprogramm zur Anpassung an den Klimawandel (NAPA) veröffentlicht, in dem sie Klimaveränderungen als grosse Herausforderung für die meisten Menschen in Ruanda beschreibt. Entscheidend sei der Einsatz anpassungsfähiger Pflanzensorten, heisst es darin. Die meisten Menschen bauen jedoch Bananen, Mais, Bohnen und Maniok für den Eigenverbrauch an.

Das Aktionsprogramm empfiehlt die Ausarbeitung einer Strategie für integriertes Wassermanagement und die Einrichtung von Frühwarnsystemen für Veränderungen im Wettermuster. Darüber hinaus enthält es die Forderung, die weit verbreitete Nutzung von Feuerholz zum Kochen zu stoppen, da dies den Baumbestand dezimiere und damit die Bodenerosion begünstige. Berichten zufolge hat Ruanda in den letzten zwei Jahrzehnten rund 60 Prozent seiner Wälder verloren.

2002 startete das AWD-Programm eine Kampagne zur Erhaltung und zum Schutz der Umwelt und fördert seither die Wiederaufforstung des Landes, indem es Gemeinwesen Saatgut und Setzlinge zur Verfügung stellt und Schulungsprogramme anbietet, die die Menschen über die Vorteile des Umweltschutzes aufklären.

Nahezu 164.000 Menschen sind in das agrarforstwirtschaftliche Programm der AWD in Ostruanda eingebunden. Von 2007 bis 2009 betrieb das Programm 13 Baumschulen in der östlichen Provinz, die insgesamt 1,5 Millionen Setzlinge produzierten. Diese wurden auf 620 Hektar Land ausgepflanzt, 500.000 allein im Jahr 2009.

Biogas zum Kochen und zur Stromerzeugung

Die ruandische Regierung fördert die Nutzung alternativer Energiequellen, wie Biogas, um die Abhängigkeit der ländlichen Bevölkerung von Feuerholz zum Kochen zu beenden. 2009 unterzeichnete das LWB-Programm mit der Regierung einen Vertrag über den Bau von 100 Biogasanlagen.

Ein Bauer braucht zwei Kühe (aus verbesserter Zucht), um genügend Mist für den Betrieb der Biogasanlage zur Verfügung zu haben. Diese produziert Gas, das zum Kochen und zur Beleuchtung genutzt werden kann. Die aus der Vergärung übrig gebliebene Biomasse eignet sich hervorragend als biologischer Dünger.

„Seit wir eine Biogasanlage haben, muss meine Familie nicht mehr die stundenlangen Wege auf sich nehmen, um auf den Hügeln Feuerholz zu sammeln“, erzählt Gahigi Stanislaus, ein Bauer aus dem Gebiet Ruyumba in Südruanda. „Dieses System ist für uns eine grosse Erleichterung. Weil wir Gas benutzen, können wir jetzt sogar ein bisschen sparen“, erklärt er. Ausserdem sei es schwierig geworden, überhaupt noch Feuerholz zu finden.

Viele Bauern/Bäuerinnen können sich die Installation einer Biogasanlage allerdings nicht leisten. Die Kosten allein für die Anlage belaufen sich auf rund 800.000 Ruanda-Francs (USD 1.400). Ausserdem müssen Kühe aus verbesserter Zucht angeschafft werden. Die Regierung arbeitet derzeit an der Entwicklung kleinerer Anlagen, die für die Menschen erschwinglicher sein sollen.

Energiesparende Öfen

2000 führte das Ruanda-Programm der AWD in seinen Projektgebieten energiesparende Öfen – sogenannte Ronderezasein, die nach Meinung der ländlichen Bevölkerung eine einfachere und effektivere Massnahme zur Reduzierung des Brennholzverbrauchs darstellen.

Die Öfen waren für viele Familien ein ungeheurer Fortschritt. Sie hatten bisher auf den traditionellen Drei-Steine-Herden gekocht, die nicht nur grosse Mengen an Feuerholz verbrauchen, sondern auch sehr viel Rauch produzieren, der insbesondere für Frauen und Kinder gesundheitsschädlich ist. Das Ergebnis war, dass die Regierung eine Direktive an alle ländlichen Gemeinwesen erlassen hat, diese energiesparenden Öfen einzusetzen.

„Als die Frauen anfingen, den neuen Ofen zu benutzen, merkten sie, dass er genug Platz für zwei oder drei Töpfe bietet. Sie stellten auch fest, dass das Kochen schneller und leichter geht und dass der Ofen viel weniger Feuerholz verbraucht“, erzählt Mary Nkerenke, eine 42-jährige Bäuerin aus der Gegend von Rukira in Ostruanda.

Wie Tausende andere Menschen in Ruanda hat Nkerenke erkannt, dass sie durch den geringen Holzverbrauch „jeden Tag einen Baum rettet“ und so dazu beiträgt, den Planeten Erde zu schützen.

Das AWD-Programm in Ruanda begann als Nothilfeoperation nach dem Völkermord im Jahr 1994 und entwickelte sich langsam zu einem Programm humanitärer Entwicklungsarbeit. Die AWD bringt ihre Aktivitäten derzeit zum Abschluss und wird das Büro im Juni 2010 schliessen.

Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Fredrick Nzwili, Nairobi (Kenia).

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