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© LWB/AWD Nepal

Nepal: Aus der Schuldknechtschaft befreit

Nepal-Länderprogramm des LWB feiert 25-jähriges Bestehen

Raghu Ram Mahar wurde in die Sklaverei hineingeboren. Er ist der älteste Sohn des 75-jährigen Hajari Ram Mahar aus Nagarjun in Baitadi, einem Bezirk im Westen Nepals. Er erbte wohl den Status seines Vaters, nicht aber dessen gefügigen Charakter.

Heute ist Raghu ein freier Mann – dank seiner eigenen Entschlossenheit und des Einsatzes einer dörflichen Interessengemeinschaft (community-based organization – CBO), die vom Lutherischen Weltbund (LWB) in Nepal unterstützt wird.

Vater Mahar war ein Haliya, ein Schuldknecht, der gezwungen war, auf den Feldern des Grundeigentümers zu arbeiten. Vor vielen Jahren hatte er sich 7.000 Nepalesische Rupien geliehen. Diese Schulden wurden an andere weiterverkauft und er lieh noch mehr, sodass er noch im hohen Alter, als er nicht mehr arbeiten konnte, dem Eigentümer Geld schuldete.

Raghu wurde automatisch ein Haliya, da sein Vater einer war; er wurde ein Sklave von Hajaris Eigentümer. Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Eigentümern verursachten noch mehr Schwierigkeiten für Vater und Sohn. Sie wurden sehr schlecht behandelt.

Raghu entschied sich, gegen diese Sklaverei zu kämpfen und wurde Mitglied in der Organisation „Haliya Mukti Samaj“, die sich für die Rechte der Haliyas einsetzt. Ihm wurde bewusst, dass hier nicht nur seine eigene Freiheit auf dem Spiel stand, und er beteiligte sich zusammen mit anderen an lokalen und nationalen Kampagnen, um die Situation zu ändern.

2008 schliesslich entliess die nepalesische Regierung Raghu und die Haliyas in die Freiheit.

Recht auf Freiheit

Unterstützt durch seinen Vater und mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für seinen eigenen Sohn kämpft Raghu auch heute noch für die Gemeinschaft der Haliya. Nicht länger gewillt, in Armut zu leben und unterdrückt und ausgegrenzt zu werden, nahm er an einem Kurs in Menschenrechtsbildung teil, der vom Nepal-Länderprogramm der LWB-Abteilung für Weltdienst (AWD) gefördert wurde. Heute klärt er andere über ihr Recht auf Freiheit auf.

Marceline P. Rozario, LWB-Vertreter und Direktor des Länderprogramms, berichtete, dass Ende August dörfliche Interessengemeinschaften wie „Haliya Mukti Samaj“ gemeinsam mit dem LWB das 25-jährige Bestehen von AWD-Nepal feierlich begingen, weil viele positive Entwicklungen von dem Programm unterstützt werden. Er dankte den Mitgliedern dieser Organisationen und den vielen SpenderInnen „für ihre sinnvolle und spontane Unterstützung“ der Arbeit des Programms.

„An dieser Stelle sehen wir in der Rückschau ganz klar einige der beachtlichen Erfolge, die unsere Organisation in diesen Jahren erzielt hat. Dazu gehören beispielsweise die Abschaffung des Systems der Schuldknechtschaft, die Emanzipation der Frauen, Verringerung der Diskriminierung aufgrund der Kastenzugehörigkeit und die Entwicklung von selbst verwalteten Institutionen der Armen und Unterdrückten“, so Rozario.

Eine der bemerkenswerten Leistungen von AWD-Nepal ist die intensive Mitarbeit bei der Wiederansiedlung von mehr als 100.000 Flüchtlingen aus Bhutan seit 1991 und die Versorgung von Tausenden von Neuankömmlingen aus Tibet seit 2005.

Das LWB-Programm arbeitet zurzeit eng mit 25 CBOs und neun Vereinigungen zusammen, einschliesslich der armen, ausgegrenzten und gefährdeten Bevölkerungsgruppen in abgelegenen Regionen des Landes. Es hat in vielen kritischen Entwicklungsprozessen und Bemühungen um mehr Gerechtigkeit in Nepal eine wichtige Rolle gespielt. Dabei wurde es geleitet von einem Menschenrechtsansatz (sogenannter rights-based approach), der die Stärkung (Empowerment) von Einzelpersonen und Gemeinschaften betont, so dass sie mehr Eigenverantwortung in ihren Basisorganisationen übernehmen und sie selber tragen.

Als Teil der Feier des Jubiläums hatten Freiwillige verschiedener Netzwerke bis Mitte 2009 mehr als 20.000 kleine Bäume gepflanzt.

Die Zivilgesellschaft stärken

LWB/AWD-Direktor Pfr. Eberhard Hitzler betonte in einem Schreiben die Solidarität des Programms mit dem nepalesischen Volk „durch einige sehr turbulente und manchmal auch revolutionäre Zeiten hindurch“ und den wichtigen Beitrag, den es beim Aufbau demokratischer Regierungsinstitutionen geleistet habe. „Wir sind überzeugt, dass eine energische Zivilgesellschaft weiterhin eine wichtige Rolle spielen muss, um den demokratischen Fortschritt zu konsolidieren. Dazu muss die nepalesische Bevölkerung gestärkt werden, ihre Rechte durchzusetzen und eine höhere Lebensqualität zu erreichen“, schrieb er an die LWB-MitarbeiterInnen in Nepal in seiner Gratulation zu ihrem Jubiläum.

Hitzler würdigte die Vorreiterrolle des Nepal-Länderprogramm in Theorie und Praxis von Entwicklungspolitik über die vergangenen Jahre, einschliesslich der vielen „best practice“-Beispiele in der Region und weltweit. Er ermunterte die MitarbeiterInnen des Programms, das Jubiläum als Chance zu sehen, die nächsten Schritte zu gehen beim Ausbau der lokalen Kapazitäten des Programms. Ziel sei es, die Leitung des Länderprogramms an lokale Strukturen zu übergeben. Das sei Teil der globalen AWD-Strategie.

„Wir ermutigen Sie, Ihre nepalesische Identität und eine lokale Regierungsstruktur weiterzuentwickeln, um das LWB-Länderprogramm in Nepal in seiner Arbeit noch relevanter und effektiver zu machen“, so der AWD-Direktor.

Rozario wies darauf hin, dass trotz der massgeblichen Bemühungen der letzten 25 Jahre die Kampagne für die Rehabilitierung und die Landrechte der Haliyas als auch andere Initiativen fortgeführt werden müssten. Nepal, fügt er hinzu, bleibe eines der ärmsten Länder der Welt, wo Hunger, Unterernährung, Diskriminierung, Menschenrechtsverletzungen, Straflosigkeit und eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich unvermindert fortbestünden.

AWD-Nepal ist eins von 36 Programmen weltweit, durch das der LWB humanitäre Hilfe leistet. Es besteht eine enge Kooperation mit ACT International (Action by Churches Together – Kirchen helfen gemeinsam), einem weltweiten Netzwerk von Kirchen und Partnerorganisationen, die ihre Hilfsmassnahmen für Menschen in Not gemeinsam koordinieren. Der LWB gehört zu den Gründungsmitgliedern von ACT, das im Ökumenischen Zentrum in Genf angesiedelt ist.

Dieser Beitrag basiert auf Informationen von Beena Kharel, Kommunikations- und Dokumentationsmanager von AWD-Nepal.

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