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© Donald Mason

Brot des Lebens

Brot des Lebens: Fragestellung

Mit dem Thema des sechsten Vollversammlungstages, „Brot des Lebens“, erreicht unsere gemeinsame Woche samt ihren verschiedenen Veranstaltungen und Sitzungen, die alle unter dem Thema der vierten Bitte des Vaterunsers standen, einen passenden Höhepunkt. Bisher sind wir Luthers Auffassung gefolgt und haben das „Brot“ in der vierten Vaterunserbitte als Wendung verstanden, die „alles das [beschreibt], was zu diesem ganzen Leben in der Welt gehört“ („Grosser Katechismus. Das dritte Hauptstück. Das Vaterunser. Die vierte Bitte“, in: Unser Glaube. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Gütersloh, 1986, S. 713), samt „gut[em] Wetter, Friede[n], Gesundheit, Zucht, Ehre“ („Kleiner Katechismus. Das dritte Hauptstück. Das Vaterunser. Die vierte Bitte.“ in: Unser Glaube. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Gütersloh, 1986, S. 548) und vielem mehr.

Was ist dann aber das Brot des Lebens? Ist nicht alles, was das menschliche Leben betrifft, schon durch das „Brot“ im Vaterunser abgedeckt? Im Johannesevangelium spielt das Konzept Brot des Lebens eine wichtige Rolle. Im sechsten Kapitel dieses Evangeliums enttäuscht Jesus, dass die Menschen ihn, der sie Vortags mit Nahrung versorgte, zu ihrem König machen wollen, weil, so sagt er, „ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid“. Jesu Wunsch ist es, dass sie um der Speise willen zu ihm kommen, „die bleibt zum ewigen Leben“ (Joh 6,26f). Das zuvor genannte „Brot“ tut dies offensichtlich nicht.

Menschen, die sich regelmässig satt essen und keinen Mangel an den schönen Dingen des Lebens erfahren, gestehen oft, dass sie sich ‚leer’ fühlen. Sie sagen, dass sie nach mehr ‚hungern’, nach etwas ‚dürsten’, das sie gar nicht richtig begreifen, sich nach etwas ‚sehnen’, aber nicht wissen wonach. Ist dies vielleicht ein Bedürfnis, dass das Brot des Lebens befriedigen soll? Wenn ja, was genau ist dieses Brot des Lebens? Die Menschen in Johannes 6 ringen mit genau dieser Frage: Wonach genau sehnen sie sich, was das „Brot“ nicht bieten kann? Die Gespräche, die Jesus mit ihnen im Verlauf des Evangeliums führt, verhelfen den Menschen allmählich dazu, immer besser zu verstehen, worum es geht.

Beginnen wir mit einem Beispiel. Eine Reihe der wichtigsten Begriffe im vierten Evangelium sind doppeldeutig. Zum Beispiel gibt es dort ein griechisches Wort, das sowohl „von oben“ als auch „noch einmal“ bedeuten kann. Über diese Doppelbedeutung stolpert zum Beispiel Nikodemus (3,3). Jesus spricht mit Nikodemus von der Notwendigkeit, von dem heiligen Geist (von oben) geboren zu werden, aber Nikodemus versteht, dass man noch einmal geboren werden muss. Genau diese Art von Mehrdeutigkeit wird in diesem Evangelium genutzt, um den Unterschied zwischen Geburt und Wiedergeburt, Wasser und lebendigem Wasser, zwischen Brot und dem Brot des Lebens zu beleuchten.

Die Doppeldeutigkeit von Wörtern führt zu Missverständnissen, die Jesus aufgreift, um das Thema mit immer deutlicheren Worten und auf unterschiedliche Weise zu erklären. Seine ZuhörerInnen begreifen nach und nach immer mehr, aber vollkommen durchschauen sie das Geheimnis nie. Sie sind nicht in der Lage, zu verstehen, bevor Jesus ihnen schliesslich die Antwort offenbart. Und dann kommen sie endlich an den Punkt, dass sie ihren Glauben bekennen können (oder weggehen – je nachdem). Um der Zweideutigkeit der Frage gerecht zu werden, wollen wir uns mit zwei Bibelstellen (im vierten und sechsten Kapitel) des vierten Evangeliums beschäftigen.

Lebendiges Wasser (Joh 4,1-42)

Auf dem Weg nach Galiläa macht Jesus an Jakobs Brunnen in der samaritischen Stadt Sychar Halt (Joh 4,3-6). Seine Jünger sind in die Stadt gegangen, um etwas zu essen zu kaufen (4,8), als eine Frau aus Sychar zum Brunnen kommt, um Wasser zu holen. Jesus spricht sie an und bittet sie, ihm etwas zu trinken zu geben. Die Frau ist überrascht, denn es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Jude eine Samariterin um Hilfe bittet. Jesus weckt die Neugier der Frau, in dem er eine geheimnisvolle Andeutung – „Wenn du erkenntest …“ (4,10) – macht. Der Fremde, der mit ihr spricht, behauptet, er könne ihr Wasser zu trinken geben – aber nicht einfach normales Wasser, sondern lebendiges Wasser. Da „lebendiges Wasser“ normalerweise bedeutet, dass das Wasser, wie zum Beispiel das Wasser einer Quelle, bewegt ist oder fliesst, und Jacobs Brunnen die einzige verlässliche Wasserquelle in der Umgebung ist, tut sie Jesu Worte als eine Art Scherz ab. Was glaubt er, wer er ist? Dieser 30 Meter tiefe, von Jakob gegrabene Brunnen allein sichert seit Jahrhunderten die Wasserversorgung der Stadt. Was will er denn wohl tun? Will er mitten in der Halbwüste eine Quelle aus dem trockenen Boden sprudeln lassen? Er hat ja nicht einmal einen Eimer, um von dem vorhandenen Wasser zu schöpfen! Lächerlich!

Die Art und Weise, wie sie auf Jesu Anspruch reagiert, zeigt, dass sie eine schlagfertige und intelligente, geradlinige Person ist; die Art Mensch, mit dem man eine lebhafte und inhaltlich spannende Diskussion führen kann.

Jesus scheint ihre Gedanken gelesen zu haben, denn er führt ihr Wortspiel weiter. Er sagt sinngemäss: „Ja, genau das werde ich tun: Ich werde in der Person, die das lebendige Wasser trinkt, eine Quelle (wie einen Geysir) emporsprudeln lassen, so dass sie nicht nur nie wieder durstig sein, sondern auch für andere zur Quelle der Erfrischung werden wird.“ Die Frau spürt offensichtlich, dass Jesus ihr etwas geben kann, wonach sie zutiefst verlangt. Sie scheint zu glauben, dass Jesus wirklich tun kann, was er sagt, aber sie ist sich nicht sicher, was die Folgen sein werden. Sie möchte dieses Wasser haben und bittet ihn darum, auch wenn sie noch nicht genau weiss, was das alles zu bedeuten hat. Die Vorstellung, dass sie nie wieder kilometerweit laufen muss, um Wasser zu holen, reizt sie. Das Gespräch ist inzwischen weit gediehen und Jesus beschliesst, den Kreis der Lernenden zu erweitern. Er sagt zu ihr, „Geh hin, ruf deinen Mann“ (4,16).

Jesus hat damit offensichtlich einen wunden Punkt getroffen und es stellt sich heraus, dass er ihre ganze Lebensgeschichte kennt. Sie fühlt sich verwundbar – keine Frage. Es gibt Dinge, über die wollen wir nicht mit jeder/jedem sprechen und schon gar nicht mit einem/einer Fremden – das kennen wir alle. Die Frau versucht das Thema zu wechseln und spricht die Kontroverse über den rechten Ort für den Gottesdienst an (4,19-20). Jesus, ein Jude, diskreditiert die samaritische Tradition nicht, betont vielmehr, dass beide Traditionen unzulänglich sind. Die Frau scheint mit dieser Antwort zufrieden zu sein und sich in ihrer Auffassung bestätigt zu fühlen. Einige ihrer Fragen, das ist ihr klar, werden warten müssen bis der Messias kommt (4,25). Hat sie da gerade ‚Messias’ gesagt? Jesus unterbricht ihren Gedankengang und sagt: „??? ????“ (ego eimi) - „Ich bin’s“.

Es ist das erste Mal in diesem Evangelium, dass Jesus diese Worte sagt, aber wir werden sie noch öfter hören. Sie kennzeichnen immer einen Höhepunkt im Evangelium, einen Punkt, an dem jemand Jesus von Angesicht zu Angesicht begegnet. Die Worte erinnern uns daran, was Moses im Auftrag Gottes dem Pharao sagen sollte: „Ich werde sein, der ich sein werde. […] ‚Ich werde sein’, der hat mich […] gesandt“ (2.Mose 3,14). Die Worte „Ich bin’s“ werden gewissermassen zum Eigenname Jesu – vielleicht als Anspielung auf den heiligen Namen Gottes?

An diesem entscheidenden Punkt (4,26) wird die Unterhaltung durch die Rückkehr der Jünger beendet. Die Samariterin lässt ihren Krug zurück und stürzt aufgeregt davon, um den Menschen im Ort von ihren Erlebnissen zu erzählen. Könnte dies der Christus sein, fragt sie voller Hoffnung. Sie hat gewaltige Entdeckungen gemacht. Anfangs sprach sie Jesus mit „du“ (4,9) an, später, als ihr Respekt vor ihm wuchs, nannte sie ihn „Herr“ (4,11.15.19a) und kurz darauf „Prophet“ (4,19b). Und nun beginnt sie sich schon zu fragen, ob er vielleicht der Messias sein könnte. Am Ende sind sich die Menschen aus dem Ort, unter dem Einfluss ihres Zeugnisses, mit ihr einig: Jesus ist „der Welt Heiland“ (4,42). Das einfache Zeugnis der Frau trägt reiche Frucht. Viele SamariterInnen finden durch sie zum Glauben an den Heiland der Welt (4,39-42). Ihre Geschichte zeigt, wie ein Zusammentreffen mit Jesus Schritt für Schritt zum Glauben und zur Mission führt.

Die Frau weiss zwar immer noch nicht, was der Ausdruck „lebendiges Wasser“ bedeutet, aber sie hat jemanden getroffen, der sie ernst nimmt und ohne Vorbehalte akzeptiert, der sie ehrt, indem er ihr als Gleichgestellter begegnet, und der sie, ohne sie zu verurteilen, mit offenen Armen aufnimmt. Sie hat jemanden gefunden, vor dem sie nichts verstecken muss, jemand, der sie in seiner Gesellschaft willkommen heisst und ihre Würde bestätigt. Vielleicht weiss sie also doch, was „lebendiges Wasser“ ist?

Brot des Lebens (Joh 6,1-71)

Speisung der Fünftausend (6,1-15)

Zwischen dem sechsten und dem vierten Kapitel des Johannesevangeliums gibt es viele Parallelen. Die grobe Struktur der beiden Kapitel ist nahezu identisch. Kapitel sechs beginnt mit der Speisung der Fünftausend, im Gegensatz zu den anderen Evangelien handelt es sich hier jedoch nicht um eine in sich abgeschlossene Wundererzählung. Im Johannesevangelium dient diese Passage der Vorbereitung auf das, was folgt – ähnlich verhält es sich mit dem Stichwort Wasser in Kapitel vier. Im eigentlichen Mittelpunkt des Kapitels steht nicht die Speisung, sondern der daran anschliessende Dialog. Am Ende der Speisungserzählung machen die Menschen eine sehr kluge Beobachtung. Sie sehen eine Verbindung zwischen der Nahrung, mit der Jesus sie versorgt hat, und dem Manna, das Gott dem Volk Israel in der Wüste zukommen liess, und schliessen daraus, dass Jesus der zweite Mose sein muss, also der (Mose ähnliche) Prophet, von dem erwartet wird, dass er im Zeitalter des Messias auftritt (6,14). Sie sind auf dem richtigen Weg, aber sie haben noch einen langen Lernprozess vor sich (vgl. 6,52-59). Sie erwarten, dass der Prophet der Endzeit politische Ambitionen hat, deshalb wollen sie ihn zum König machen. Aber Jesus will das nicht und flieht (6,15).

Das Brot des Lebens (6,22-59)

Am nächsten Morgen holt die Menge, die ihn zum König machen wollte, Jesus auf der anderen Seite des Sees ein. Er ist nicht begeistert, sie zu sehen, denn er weiss, dass sie nur aus einem Grund gekommen sind: sie wollen mehr von der vergänglichen Speise (6,27). Jesus versorgt sie natürlich damit; er hat es am Vortag getan und wird es immer wieder tun. Aber er hat noch etwas anderes, etwas viel wertvolleres zu bieten und es wäre bedauerlich, wenn sie es verpassen würden. Jesus erklärt: er hat eine Speise zu bieten, die „bleibt zum ewigen Leben“, Nahrung, die ein Leben in vollkommener Fülle ermöglicht, wie Gott es von Anfang an gedacht hat (6,27).

Leider scheinen die Menschen nicht interessiert zu sein. Mit der gängigen Höflichkeitsformel sprechen sie ihn als „Rabbi“ an; das beste Gesprächsthema, das sie zu bieten haben, ist die Frage, „wann bist du hergekommen?“ (6,25) Aber die Situation ist nicht hoffnungslos. Da Jesus davon gesprochen hat, dass man für Nahrung arbeiten muss (6,27), fragen sie, was sie tun müssen, um Gottes Werk zu vollbringen (6,28). Sie wollen etwas tun, etwas für Gott vollbringen. Doch als Jesus ihnen eine scheinbar einfache Antwort gibt: „[glaubt an den], den er gesandt hat“, fordern sie zuerst „Zeichen“ und übersehen dabei, dass sie umgeben sind von seinen „Zeichen“. Das vierte Evangelium ist ein ganzes Buch der „Zeichen“!

Erneut sprechen sie Mose an, der ihnen, wie sie frei nach Psalm 78,24 (vgl. auch Ps 105,40) sagen, „Brot vom Himmel zu essen“ (6,31) gegeben hat. Jesus lehnt ihr Verständnis des Bibeltextes aus zwei Gründen ab: ersten war es nicht Mose, sondern Gott, der das Manna gab und zweitens ist es falsch anzunehmen, das Manna sei dem „Brot des Lebens“ vorzuziehen. Die Frage, was dieses „Brot des Lebens“ denn nun ist, ist inzwischen immer dringlicher geworden.

Schliesslich (6,34) bitten sie Jesus um das, was er ihnen angeboten hat. „Herr, gib uns allezeit solches Brot“ (ähnlich äussert die Samariterin in 4,15 den Wunsch, er möge ihr ,allezeit lebendiges Wasser’ geben). An dieser Stelle offenbart sich Jesus in umfassendster Weise: ??? ???? (ego eimi), „Ich bin das Brot des Lebens.“ Nun ist es heraus - das „Brot des Lebens“ ist eine Person! Eine Person, die, wie Brot, den ganzen Menschen nähren will! Beginnen sie es jetzt zu verstehen?

Nun ja, längst nicht alle. Sie bestehen darauf, ungeklärte Fragen zu diskutieren. Wie kann Jesus behaupten, dass er vom Himmel gekommen ist, wo doch jeder weiss, dass er hier auf Erden geboren wurde, und sein Vater und seine Mutter wohlbekannt sind? (6,42) Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? (6,52) Schliesslich werden sogar einige Jünger unsicher. Viele haben auf einmal Fragen. Sie sagen: „Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?“ (6,60) Einige wenden sich sogar von ihm ab (6,66). Jesus beantwortet keine dieser sinnlosen Fragen. Er wiederholt einfach, was sie inzwischen alle wissen sollten: Er ist das Brot des Lebens (z.B. 6,48), das Brot, das vom Himmel gekommen ist (6,41). Solche Aussagen stehen nicht als Thesen zur Diskussion, sie sollen als Geschenk angenommen und geglaubt werden. Simon Petrus spricht für die treuen Jünger: „Du hast Worte des ewigen Lebens“ (6,68).

Derjenige, der „Brot des Lebens“ heisst, bietet eine denkbar enge, intime Beziehung an. Um diese Beziehung treffend zu beschreiben, muss man sich der zarten Sprache der Gastlichkeit und der Liebe bedienen, Ausdrücke und Bilder benutzen wie „der bleibt in mir und ich in ihm“ (6,56), verweilen in, wohnen in, essen und trinken, mit dem ganzen Sein in sich aufnehmen. Es ist genau diese enge Gemeinschaft mit Gott, die die Menschheit von anderen Geschöpfen unterscheidet. Somit sind wir wieder dort angekommen, wo wir begonnen haben: Gott hat die Menschen nach seinem Bild geschaffen als Wesen, deren Identität in Christus sein wird, der eins ist mit dem, der ihn gesandt hat.

Diese Nähe erreicht ihre höchste Intimität im Abendmahl, wo sich uns das Brot des Lebens auf ganz besondere Art und Weise schenkt. Er versichert denen, die an ihn glauben: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben“. Durch dieses Essen und Trinken schenkt Jesus sich selbst in einer greifbaren Form, geht ein in den Leib der Gläubigen und wird eins mit ihnen, wie sie eins werden in ihm. In diesem Bewusstsein halten Menschen unter scheinbar unmöglichen Bedingungen Stand, ohne die Hoffnung, das Vertrauen, die Selbstachtung oder die Würde zu verlieren. Im Abendmahl erleben sie ihre eigene Identität wie nirgendwo sonst. Hier erfahren sie, dass sie nicht – ja dass sie niemals – allein sind.

Oft wird angemerkt, dass das vierte Evangelium nicht vom letzten Abendmahl berichtet und die Einsetzungsworte nicht überliefert, die doch sein wesentlicher Bestandteil sind. Stattdessen wird in diesem Evangelium von einem zutiefst bewegenden Moment erzählt: Jesus wäscht seinen Jüngern die Füsse (Joh 13,1-20). Nach der Fusswaschung erklärt Jesus sein Handeln: er will ihnen ein Beispiel geben. Sie sollen einander dienen, genau wie er, ihr Meister, sich zu ihrem Diener gemacht hat. Ist dies eine Auslegung zur Bedeutung des Abendmahls? Im Abendmahl hat Jesus die Gruppe seiner treuen AnhängerInnen als Gemeinschaft begründet, in der jede/r befähigt ist zum gegenseitigen Dienst. Das Brot des Lebens stärkt all jene, die es essen und deren Leben seine Vitalität daraus schöpft, andere aufzubauen und sich von ihnen aufbauen zu lassen.

Die Nacht, in der Jesus auf dem See geht (6,16-21)

Geschützt vor den Blicken der Menge findet in Kapitel sechs eine kurze Episode statt, die als Zusammenfassung des gesamten Kapitels, wenn nicht sogar des ganzen Johannesevangeliums, verstanden werden kann.

Nach einem langen Tag in der Öffentlichkeit sind die Jünger weit draussen auf dem See alleine in einem Boot. Es ist stockfinster und ein kräftiger Wind verursacht hohen Wellengang. In der trüben Nacht erkennen sie zunächst nur schemenhaft die Gestalt Jesu, der über das Wasser auf sie zuschreitet. Sie haben grosse Angst.

Doch dann hören sie die vertrauten Worte: „Ich bin’s“ und „fürchtet euch nicht!“ Und da weicht die Angst dem Frieden, einem Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann. Innerhalb weniger Augenblicke sind sie am sicheren Ufer.

…ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
(Mt 28,20b)

   

Aus der Region Nordamerika: Nachdenkenswert…

Brot des Lebens: Fragestellung

Das Leben in Nordamerika insgesamt krankt schon viel zu lange an materieller Masslosigkeit. Wir machen fünf Prozent der Weltbevölkerung aus, verbrauchen jedoch 25 Prozent der weltweiten Rohstoffe. Als das Volk Israel mit dem Manna ähnlich umging, verdarb es (2.Mose 16,13-21).

Wie können wir weiter mit der Lüge leben, Fülle des Lebens bedeute Wohlstand und materielle Masslosigkeit ohne Rücksicht auf die Folgen, die sie für unsere Nächsten haben? Wie können wir, die wir genug und sogar mehr als genug Brot haben, uns dahingehend verändern, dass wir nicht immer noch mehr „Brot“ wollen, sondern von Herzen nach dem Brot des Lebens verlangen? Inwiefern beeinflusst das ‚Gesättigtsein mit dem Brot des Lebens’, wie wir Vorsorge treffen für das tägliche Brot –nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Nächsten? Was ist für das Leben in Fülle wirklich ausreichend?

Lebendiges Wasser (Joh 4,1-26)

Sauberes, unbedenkliches Wasser an und für sich wird heute als wunderbares Geschenk anerkannt, von einigen allerdings als Ware betrachtet und nicht als etwas, auf das alle ein Recht haben. Es gewinnt in vielen bewaffneten Konflikten weltweit immer grössere Bedeutung. Durch Klimaveränderungen wird diese einst im Überfluss vorhandene Ressource knapp oder für diejenigen unzugänglich, die davon abhängig sind.

Wie kann das lebendige Wasser, das uns Christus anbietet, dabei helfen, die wachsenden Probleme bezüglich des Zugangs zu sauberem und unbedenklichem Wasser zu lösen?

Als JüngerInnen sind wir aufgerufen, Quellen lebendigen Wassers zu sein und Andere mit den Gaben Gottes zu sättigen (Joh 4,14).

Wie kann jede/r einzelne von uns, wie können wir als Kirche, als Gemeinschaft von Kirchen, als der eine Leib Christi in der Welt unsere Berufung, Quellen lebendigen Wassers zu sein, gemeinsam leben?

Wasser spielt im Ritus zur Aufnahme in die christliche Familie, der heiligen Taufe, eine wichtige Rolle.

Inwiefern verdeutlicht das Gewaschenwerden in dem Leben spendenden Wasser der Taufe einerseits den menschlichen Durst nach Erneuerung durch Gott sowie unsere absolute Bedürftigkeit und lässt uns andererseits die Kraft und die Berufung zuteil werden, diese Erneuerung herbeizuführen?

Brot des Lebens (Joh 6,1-71)

„Du bist, was du isst“, eine bekannte Redensart in Nordamerika, erinnert uns daran, dass unsere körperliche Gesundheit von der Qualität der Nahrung abhängt, die wir zu uns nehmen. „Predige das Evangelium zu jeder Zeit und wenn nötig, benutze Worte“ – mit diesem viel zitierten Merksatz erinnert uns Franz von Assisi, dass unsere Taten deutlich vermitteln, an was wir glauben. Die klaren Botschaften im Vorfeld der massiven weltweiten Rezession machten uns glauben, ‚mehr’ sei grundsätzlich auch ‚besser’. Wann aber wird es genug sein? In dem Bewusstsein, dass wir, ähnlich wie die ersten Jünger, manchmal etwas länger brauchen, bevor der Groschen fällt, sagt Jesus es deshalb ganz deutlich: „Ich bin [??? ???? (ego eimi)] - das Brot des Lebens.“ (Joh 6,35)

Warum scheinen wir, die wir tägliches Brot im Überfluss haben, zufrieden zu sein, während es unseren Schwestern und Brüdern in der Kirchengemeinschaft, Gottes geliebten Geschöpfen und Ebenbildern, doch am Notwendigsten gebricht? Was können wir voneinander darüber lernen, was genug ist? Wie können wir in unserem täglichen Leben und in unseren Gemeinschaften praktisch einüben, im Brot des Lebens zu bleiben? Was erschwert uns dies in der Praxis? Inwiefern kann es uns bei der Beantwortung dieser Fragen helfen, das Brot des Lebens zu empfangen, mit dem Herrn Jesus selbst als einzigem Gastgeber am Tisch des Abendmahls?

Die Nacht, in der Jesus auf dem See geht (Joh 6,16-21)

Es ist stockdunkel, ein starker Wind weht, die Wellen schlagen hoch, die Zukunft ist ungewiss – und doch ist Jesus, Gottes Gegenwart unter uns und in der Welt, bei uns: „Ich bin’s“ [??? ???? (ego eimi)], sagt er. Immanuel, Gott ist mit uns. Wir alle – alle geliebten Kinder Gottes – sitzen buchstäblich im gleichen Boot, ungeachtet unserer Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten, denn derselbe Eine bleibt in uns und bei uns.

Welche Auswirkungen hat die Tatsache, dass Gott mit uns ist für Ihr eigenes Leben? Für die Gemeinschaft, in der Sie leben? Für die Welt? Für unsere Kirchengemeinschaft?

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