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Mitglieder des Betseranai Chors aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe singen bei der öffentlichen Anhörung während der Elften Vollversammlung. Die 20 Chormitglieder sind HIV-infiziert. © LWB/J. Latva-Hakuni

25.07.2010

HIV und AIDS ein Gesicht geben – Betroffene berichten

Öffentliche Anhörung während LWB-Vollversammlung

Stuttgart (Deutschland), 25. Juli 2010 – Tief berührt von der öffentlichen Anhörung zum Thema „HIV und AIDS“ haben sich die Delegierten bei der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) gezeigt.

Im Mittelpunkt standen die Berichte von Betroffenen aus Afrika, Lateinamerika und Europa. Vor den Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben sie an die Kirchen appelliert, die Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV und AIDS zu beenden und dafür zu kämpfen, dass alle Kranken die notwendigen Medikamente erhalten und versorgt und begleitet werden.

Eine zentrale Botschaft der Beiträge war, dass das Leben mit einer HIV-Infektion nicht aufhört. Die Beispiele machten deutlich, dass trotz der Krankheit ein relativ normales Leben möglich ist – mit Familie und Kindern. Dass dies auch in den Gesellschaften im südlichen Afrika akzeptiert wird, dafür macht sich ein Chor von zumeist selbst Betroffenen aus Simbabwe stark.

Der Betseranai Chor singt unter anderem ein Lied mit dem Titel „Stop AIDS – Versprechen halten!“, komponiert von Chorleiter Paul Maphosa. Das Lied handelt von dem Versprechen von Führungspersonen aus Kirche und Gesellschaft, AIDS zu bekämpfen, nachdem sie gesehen haben, wie die Krankheit die Menschheit, Gottes Kinder, auslöscht. Das Lied beklagt, dass Menschen immer noch leiden müssen und stellt die Frage, wann es Erlösung von dieser tödlichen Krankheit gibt.

Die SängerInnen erinnern die Kirchen, die Regierung von Simbabwe, die Medien, ArbeitgeberInnen und Angestellten daran, in der AIDS-Bekämpfung zusammen zu arbeiten.

„Wir sind hier, um der HIV-Infektion ein Gesicht zu geben“, so ein Chor-Mitglied.

Mit seiner Musik will der Chor verhindern, dass die Krankheit vor allem in ländlichen Gebieten in Unrecht, Armut, Stigmatisierung und geschlechtsbezogene Gewalt mündet. Davon seien besonders Frauen und Mädchen betroffen.

Die lutherischen Kirchen müssten jedoch trotz bestehender hervorragender AIDS-Programme angesichts der sich weiter ausbreitenden Erkrankung mehr tun, hiess es während der Anhörung. Vor allem in der Präventionsarbeit gelte es, mehr Anstrengungen zu unternehmen.

Ausdrücklich verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auf das LWB-Handbuch zu HIV und AIDS. Anhand der Beispiele wurde auch deutlich, dass mit guter Beratung auch Beziehungen funktionieren, in denen nur ein/e Partner/in infiziert ist.

In drei persönlichen Bekenntnissen machten Betroffene auf eindringliche Weise deutlich, wie sie das Leben mit dem Virus bewältigen. Zum Beispiel der Deutsche Manfred Weber aus der Nähe von Ulm. Der 60-Jährige, der verheiratet ist und drei Kinder hat, hat 1989 durch Zufall beim Blutspenden von seiner Infektion erfahren. Nachdem er dies zuerst verheimlicht hatte, auch vor der eigenen Familie, lebt er nun öffentlich mit der Krankheit und engagiert sich für eine bessere Versorgung von HIV-positiven Menschen. „Ich habe damals sehr viel verloren, aber auch sehr viel gewonnen“. Im Jahr 2011 will er eine „positive Pilgerreise“ mit anderen Betroffenen machen.

Rosemarie Rincon aus Kolumbien hat die Machogesellschaft in ihrem Land angeprangert. „Ich bin im eigenen Haus angesteckt worden“, sagte sie. Dies war vor zwölf Jahren, danach hat sie einen Mann und zwei Kinder verloren. Jetzt erlebt sie nach ihren eigenen Worten „einen neuen Frühling“. Es gelinge ihr, „neu zu leben mit Gott, Versöhnung und Vergebung“. Sie hat ein 18 Monate altes Mädchen und einen Mann. Jeden Tag nimmt sie die Herausforderung an, mit der Krankheit umzugehen. Gleichzeitig macht sie eine psychologische Weiterbildung, um Kranke begleiten zu können. „HIV und AIDS ist nicht gleichbedeutend mit Tod“, betonte sie.

Das sagt auch Joseph Anthony Sami aus Indien. Nach der Diagnose 1990 hat er seine Arbeit verloren und stark unter der Diskriminierung gelitten. Er sah nur noch den Tod als Ausweg. Freunde haben seiner Frau, die nicht infiziert ist, sogar empfohlen, ihn zu verlassen. Doch seine Frau ist bei ihm geblieben, das Paar hat zwei Kinder. Erst 2001 erhielt er eine Behandlung im Rahmen eines Gratisprogramms. Heute kümmert er sich um Menschen, die sich neu mit HIV angesteckt haben, berät sie in einem christlichen Krankenhaus und bringt Waisenkinder in Heime.

Der LWB hat 2002 eine breit angelegte Kampagne gestartet, um das Schweigen um die Krankheit zu brechen und die Präventionsarbeit zu stärken. (653 Wörter)

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