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Der deutsche Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble richtet nach dem Eröffnungsgottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche ein Grusswort an die Teilnehmenden der Elften LWB-Vollversammlung. © LWB/Erick Coll

20.07.2010

Wirtschafts- und Finanzsysteme sollen reformiert werden

Bundesminister Schäuble: Einsichten des Glaubens sollen Eingang in die Politik finden

 Stuttgart (Deutschland), 20. Juli 2010 – Der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat im Anschluss an den Eröffnungsgottesdienst der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in der Stuttgarter Stiftskirche zu einer Reform der Wirtschafts- und Finanzsysteme aufgerufen. „Glaube und Politik können nie zwei komplett voneinander getrennte Dinge sein“, betonte der protestantische Politiker. Politik werde gemacht von Menschen für Menschen – und diese Menschen existierten nicht in einem Vakuum. Religion sei eine der größten Kräfte, die das Leben des Individuums bestimme. Deshalb sei es eine große Herausforderung von modernen demokratischen Ländern, dass die Einsichten, die man durch den Glauben erlange, in den politischen Entscheidungsprozess Eingang fänden.

Schäuble rief PolitikerInnen dazu auf, zuzuhören: „Alle Vereinigungen müssen in demokratischen Institutionen gehört und respektiert werden.“ Auf der anderen Seite müsse aber jedes Individuum und jede Gruppe verstehen, dass am Ende des politischen Entscheidungsprozesses nicht immer genau das Ergebnis stünde, das die Gruppen erwartet hatten. Der christliche Glaube sei geprägt vom Respekt und der Liebe gegenüber den Menschen. Dieser Respekt finde in Deutschland beispielsweise Ausdruck im Grundgesetz.

Das Thema der Versammlung – „Unser tägliches Brot gib uns heute“ – zeige, dass „alle Menschen etwas zu essen brauchen. Ohne Nahrung sind wir keine Menschen“. Der Nahrungsmangel sei aber nicht nur ein materielles Problem, er entwürdige auch die Menschen. Deshalb müssten internationale Anstrengungen unternommen werden, um Hunger und Mangelernährung zu überwinden. Ausserdem müsse diese Bitte aus dem Vaterunser weiter gesehen werden als nur in Bezug auf Nahrung. Gemeint seien auch Wasser, Wohnung, Kleidung und medizinische Versorgung. Schäuble rief in seiner Rede dazu auf, die Wirtschafts- uns Finanzsysteme zu reformieren.

„Wir in der westlichen Welt müssen lernen, dass wir nicht versagen, wenn wir mit unseren Wachstumsraten hinter China oder Brasilien zurückfallen“, so Schäuble weiter. Es gehe auch darum, sich um die Armen in einer vergleichsweise reichen Gesellschaft zu kümmern. 

Der christliche Glaube lehre, dass Menschen zwiespältige Wesen seien, die immer mehr wollten. „Was wir wollen und begehren, ist nicht unbedingt das, was für alle – uns selbst eingeschlossen – gut ist. Was wir haben, scheint uns nie genug zu sein.“ Die Folgen eines solchen Verhaltens seien schwerwiegend. Der Wunsch nach immer mehr Reichtum zu massiven wirtschaftlichen Ungleichgewichten in der Welt geführt. Darüber hinaus seien durch diesen Prozess die natürlichen Ressourcen erschöpft. Deshalb sei das Thema der Vollversammlung treffend, so Schäuble. Die Bitte des Vaterunsers sei auch als ein Ruf zu verstehen, „Grenzen des Wachstums, Grenzen des Ansammelns von Wohlstand zu akzeptieren.“

Mit einem lutherischen Gottesdienst wurde die Elfte LWB-Vollversammlung in der Stuttgarter Stiftskirche eröffnet. In seiner Predigt sagte Mark S. Hanson, Präsident des Lutherischen Weltbundes, „Wir sind ein Volk - alle Menschen zusammen“. Als solch geeintes Volk sollten die ChristInnen aus aller Welt einander helfen.

Weil ChristInnen durch Jesus Christus vereint seien, könnten die LutheranerInnen auch die MennonitInnen um Vergebung bitten und sich mit dieser Glaubensgemeinschaft versöhnen. Auch griff Hanson das Motto der Vollversammlung auf: Er wünsche sich, dass das tägliche Brot grosszügig und gütig ausgeteilt werde an alle, die es nötig haben. (504 Wörter)

Vollständiger Text der Rede von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble

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