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In the Liederhalle conference center, the venue of the 20-27 July 2010 Lutheran World Federation (LWF) Eleventh Assembly in Stuttgart, Germany, bins of bread remind participants of the Assembly theme: "Give Us Today Our Daily Bread". © LWB/Ratna Leak

28.07.2010

„Wahre Menschlichkeit“ bedeutet zu empfangen und zu teilen

Abschlussbotschaft der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes

Stuttgart (Deutschland), 28. Juli 2010 – Mit der Vaterunser-Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“ wenden sich ChristInnen normalerweise im Gebet an Gott. In einer Abschlussbotschaft der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) interpretierten die teilnehmenden LutheranerInnen das Vollversammlungs-Thema auch als Herausforderung an sich selbst und an die 145 Mitgliedskirchen der lutherischen Gemeinschaft weltweit.

Rund 1000 Menschen, darunter etwa 400 Delegierte, nahmen an der LWB-Vollversammlung teil, die vom 20. bis 27. Juli 2010 im Kultur- und Kongresszentrum „Liederhalle“ in Stuttgart (Deutschland) stattfand. LWB-Vollversammlungen finden alle sechs bis sieben Jahre statt. Am Ende der Tagung bereiten die Teilnehmenden eine „Vollversammlungsbotschaft“ vor, die an die LWB-Mitgliedskirchen in 70 Ländern weltweit geschickt wird.

„Wahre Menschlichkeit“ bedeute, zu empfangen und zu teilen, heisst es in der Botschaft, die am 27. Juli von der Vollversammlung angenommen wurde. Während die ganze Schöpfung ein Geschenk Gottes sei, seien die Menschen von einander abhängig.

In der Botschaft werden ChristInnen daran erinnert, dass sie Gott danken und das Evangelium der Gnade mit Menschen in ihrem jeweiligen Umfeld teilen sollten. Materielle Güter, Wissen und Know-how sollten ebenfalls mit Anderen geteilt werden. Auch zukünftige Generationen sollten die Früchte der Schöpfung geniessen können.

LutheranerInnen bildeten eine weltweite Gemeinschaft, auch mit anderen ChristInnen und darüber hinaus mit Angehörigen anderer Religionen und Menschen ohne Religion, heisst es in dem Abschnitt der Botschaft, in dem es um das Wort „uns“ der Vaterunser-Bitte geht.

Während religiöse und soziale Unterschiede die Gemeinschaft zerbrechen könnten, rufe die Botschaft die LutheranerInnen weltweit dazu auf, dass „Versöhnung in Christus möglich ist.“ Ein Beispiel dafür sei der tiefe Ausdruck von Busse und Vergebung zwischen LutheranerInnen und MennonitInnen.

Die weltweite Gemeinschaft anzuerkennen, bedeute auch, nach Geschlechtergerechtigkeit für Männer und Frauen zu streben, sich gegen die Vermarktung des menschlichen Körpers und alle Formen des Menschenhandels zu wenden sowie Menschen mit Behinderungen in Kirche und Gesellschaft einzubeziehen, betonte die Botschaft. Die Delegierten betonten ausserdem, dass die Bedürfnisse und Rechte von Kindern in den Mittelpunkt gestellt werden müssten. Die Kirchen sollten mehr Begegnungen mit ordinierten Frauen und Laiinnen in Führungspositionen ermöglichen und sich verpflichten, nach gleichen Rechten für Frauen in der Gesellschaft zu streben. Das Wohl von Kindern solle „in Theologie und Praxis in Zukunft zu einer Priorität“ gemacht werden, so die Botschaft.

Der Abschnitt der LWB-Botschaft zu „heute“ – dem letzten Wort der Vaterunser-Bitte – beinhaltetet Themen wie Ernährungsgerechtigkeit in der Welt, Klimawandel, die Auswirkungen von HIV und AIDS und Migration. Mehrere Resolutionen zu diesen Themen waren bereits zuvor von den Delegierten angenommen worden.

„Tägliche“ Sorge für die Umwelt, nachhaltige Entwicklung, „illegitime Schulden, die durch skrupellose KreditgeberInnen und KreditnehmerInnen entstanden sind“ und Habgier sollten ChristInnen motivieren, Alternativen zu den vorherrschenden Wirtschaftssystemen und ökologisch verantwortliche Einkaufspolitik zu fördern, so die Botschaft.

Der LWB und seine Mitgliedskirchen werden darin dazu aufgerufen, sich anwaltschaftlich für den Erlass illegitimer Schulden einzusetzen, nachhaltige Entwicklung zu fördern und das Bewusstsein für Umweltfragen zu schärfen. Die Vollversammlungs-Botschaft fährt fort: „Wir erwarten eine Zukunft, in der wir alle das tägliche Brot teilen.“

Das „Brot“, um das in der Bitte des Vaterunsers gebetet wird, umfasse „alles, was [zu] Leibesnahrung und Notdurft [Notwendiges] gehört“, heisst es in der Botschaft, die sich auf den Kleinen Katechismus Martin Luthers bezieht. Das schliesse Dinge wie „Schuh, (…) fromme Kinder, (…) gut Regiment [Regierung], (…) Gesundheit, (…) Ehre, gute Freunde (…) und desgleichen“ mit ein, erklärt der Katechismus. Laut der Botschaft nähren LutheranerInnen die Welt körperlich und geistlich, „zum Beispiel durch das Predigen des Evangeliums, Bildung und Kapazitätsaufbau, soziale und politische Diakonie, Anwaltschaftsarbeit und effektive Kommunikation.“

In der heutigen komplexen Welt gebe es ein grosses Bedürfnis nach Dialog und Zusammenarbeit. Die Botschaft ermutige LutheranerInnen, in ihren eigenen Glauben einzutauchen. „In unserem Glauben tief verwurzelt zu sein, ermöglicht es uns, anderen gegenüber offen, empfänglich und gastfreundlich zu sein“, so die Botschaft.

Die Elfte LWB-Vollversammlung schloss mit einem festlichen Abendmahlsgottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche. (646 Wörter)

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