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Sindisiwe Ndelu, ein Delegierter aus der Evangelisch Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika, moderierte am 23. Juli 2010 die öffentliche Anhörung zu "tägliches Brot, Klimawandel und Ernährungssicherheit" während der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB), die von 20. bis 27 Juli 2010 in Stuttgart, Deutschland stattfand. © LWB/Erick Coll

23.07.2010

Mit mehr Nachdruck für Klimaschutz eintreten

Öffentliche Anhörung zum Thema Ernährungssicherheit und Klimawandel

Stuttgart (Deutschland), 23. Juli 2010 – Mit einem eindringlichen Appell, den Druck auf die Regierungen zu erhöhen und konkrete Massnahmen zum Klimaschutz einzufordern, ist eine öffentliche Anhörung bei der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Freitagnachmittag, 23. Juli, zu Ende gegangen. Unter dem Motto „Tägliches Brot, Ernährungssicherheit und Klimawandel“ wurden die mehr als 400 Delegierten der Vollversammlung über die Folgen der globalen Erwärmung und der steigenden Zahl von Hungernden informiert. Am Ende der Vollversammlung soll eine Resolution zum Klimaschutz verabschiedet werden.

Prof. Dr. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Deutschland) betonte, dass die Folgen der globalen Erwärmung immer bedrohlicher würden. So hätten sich die Fälle von schweren Dürren in den vergangenen drei Jahrzehnten verdoppelt. 75 Prozent der zusätzlichen Treibhausgase stammten von Industrienationen. Am meisten betroffen seien jedoch die armen Länder. Er forderte einen globalen Klimavertrag. Jeder Mensch dürfe nur den gleichen Anteil an klimaschädlichen Emissionen produzieren.

Den Kritikern hielt Rahmstorf entgegen: „Es ist sicher, dass die Sonne nicht für die globale Erwärmung verantwortlich gemacht werden kann“. Klimaforscher hätten schon vor 1975 exakt vorhergesagt, dass sich die Erde im 20. Jahrhundert um 0,8 Grad Celsius erwärmen werde.

Der Direktor des Menschenrechtsreferats beim evangelischen Hilfswerk „Brot für die Welt“, Michael Windfuhr, appellierte an die Delegierten: „Wir haben nur eine kleine Frist, mit dem Handeln zu beginnen.“ Wenn der Temperaturanstieg auf zwei Grad begrenzt werden solle, dann sei es fast zu spät. Er betonte, dass die Ärmsten die hauptsächlich Betroffenen seien. Es müsse verhindert werden, dass es ihnen schlechter gehe. Beim Klimaschutz hält er die Kirchen für wichtige Akteurinnen, nicht nur auf lokaler Ebene, sondern im Bereich der Lobbyarbeit auch auf nationaler und internationaler Ebene.

Professorin Dr. Barbara Rossing, Vorsitzende des LWB-Programmausschusses für Theologie und Studien, rief die Delegierten bei der von Windfuhr und der Südafrikanerin Sindisiwe Ndelu moderierten Veranstaltung dazu auf, mit mehr Nachdruck für das wichtige Ziel der Kohlendioxid-Emission einzutreten. „Als US-Amerikanerin schäme ich mich, dass der Senat gerade entschieden hat, in diesem Jahr kein Gesetz zum Klimaschutz zu unterstützen“, so Rossing.

Der lutherische Bischof aus Costa Rica, Melvin Jiménez, forderte die lutherischen Kirchen auf, weltweit beim Klimaschutz stärker zu kooperieren. „Wir wollen Einfluss nehmen“, betonte er. „Wir haben die Aufgabe, ein globales Problem zu bewältigen und stärker auf die Regierungen zuzugehen. „Wenn wir alle zusammenarbeiten, können wir Berge versetzen“, so der Bischof.

Anhand von Beispielen aus Papua-Neuguinea, Kiribati, Nicaragua oder Indonesien wurden den Delegierten die konkreten Folgen der globalen Erwärmung vor Augen geführt. Beispielhaft wurden auch Projekte lutherischer Kirchen zur Verbesserung der Lage Betroffener erwähnt. Zum Beispiel ein Frauenprojekt in Mauretanien, bei dem Frauen in Indien zu „Solar-Ingenieurinnen“ ausgebildet werden. Mit selbst gebauten Solaranlagen gelingt es ihnen, Strom zu erzeugen und die Lage in ihren Dörfern zu verbessern.

Deutlich wurde, dass 20 Prozent der globalen Emissionen durch Abholzung verursacht werden. Ausserdem nehmen die Konflikte um Land zu. Nicht nur zwischen Viehhirten und Ackerbauern, sondern vor allem zwischen Kleinbauern und der industriellen Nutzung von Land in Palmöl- oder Zuckerrohrplantagen für nachwachsende Rohstoffe.

Das Globale Ökumenische Netzwerk forderte, sich mit vereinten Kräften für das Thema Nahrungssicherheit stark zu machen. Ebenso sollte man stärker darüber nachdenken, wie die Ernährung sich auf den Klimawandel auswirkt. Der Heidelberger Theologieprofessor Dr. Ulrich Duchrow plädierte für ein alternatives Finanzsystem. Es soll Geld in ein öffentliches Gut verwandeln und das Prinzip ablösen, dass das Kapital ohne Grenzen wachsen könne.

Der Ernährungsexperte von „Brot für die Welt“, Bernhard Walter, stellte die Ernährungssicherung als Teil der Menschenrechtsarbeit des evangelischen Hilfswerks vor. Er betonte, dass mit der Schwesterorganisation Diakonie Katastrophenhilfe sogenannte Leuchtturmprojekte, wie in Bangladesch und Äthiopien, gestartet wurden. Eine der Massnahmen sei die Aufforstung von Mangrovenwäldern. (609 Wörter)

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