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Erzbischof von Canterbury, Dr. Rowan Williams. © LWB/A. Danielsson

19.08.2010

Erzbischof Williams: Trauer über Trennendes zwischen Kirchen

LWB-Generalsekretär Noko überzeugt, dass AnglikanerInnen und LutheranerInnen gemeinsamen Weg fortsetzen

Stuttgart (Deutschland), 22. Juli 2010 – Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat dem Erzbischof von Canterbury, Dr. Rowan Williams, für seinen „sakramentalen Vortrag“ bei der Elften LWB-Vollversammlung in Stuttgart (Deutschland) gedankt. „Sie haben uns daran erinnert, dass wir niemals von unserer Selbstgenügsamkeit ausgehen können, denn wir brauchen Gott“. Noko nahm damit Bezug auf die Erklärung der LWB-Vollversammlung, in der die MennonitInnen für die Verfolgung von Seiten der Lutheraner im 16. Jahrhundert um Vergebung gebeten werden.

Noko betonte ausserdem, dass AnglikanerInnen und LutheranerInnen auch künftig ihren gemeinsamen Weg fortsetzen wollten. Diese Gemeinsamkeit bekräftigte auch LWB-Präsident Bischof Mark S. Hanson. Er begrüsste, dass Williams die Delegierten aufgerüttelt habe mit seiner Aufforderung, gemeinsam Risiken einzugehen im Kampf gegen weltweite Ungerechtigkeit, wie in der Entwicklungsarbeit.

Erzbischof Williams, der das Hauptreferat der Elften LWB-Vollversammlung gehalten hatte, war zuvor auf eine Reihe von Fragen aus den Reihen der Delegierten eingegangen. In seinem Referat hatte er den Begriff Brot im Motto der Vollversammlung „Unser tägliches Brot gib uns heute“ in einem spirituellen Sinn gedeutet. Williams erinnerte im Zusammenhang mit Fragen zur kirchlichen Position gegenüber dem Wirtschaftssystem daran, dass Ideen zur wirtschaftlichen und sozialen Gerechtigkeit aus der anglikanischen Kirche heraus entwickelt worden seien.

Beim Schöpfungsthema erinnerte Williams daran, dass Menschen in westlichen Ländern dazu beigetragen hätten, dass die Schöpfung verschmutzt und verwundet wurde. Er nannte als Beispiel den Klimawandel. „Wir müssen anerkennen, dass wir der Schöpfung Böses getan haben“. Er fügte hinzu: „Der Anfang der Sünde ist, wenn wir behaupten, wie Gott zu sein.“

Auch im Blick auf die Geschichte müsse die Kirche bereit sein, ihre Sünden anzuerkennen und um Vergebung zu bitten. Dies habe die anglikanische Kirche beim „schweren Erbe der Sklaverei“ getan. Er rief die Kirchen dazu auf, Verantwortung kollektiv zu übernehmen. Deshalb gehöre auch der Begriff der „bussfertigen Kirche“ in das Bekenntnis. Im Blick auf den Stillstand im ökumenischen Dialog, besonders im Blick auf die Frage der Eucharistie, mahnte er Ehrlichkeit im Umgang miteinander, vor allem bei der Benennung der Unterschiede, an. Als Ziel nannte Williams gemeinsames Handeln.

„Der wichtigste Schritt nach vorn über den Dialog hinaus ist, wenn wir gemeinsam dienen können, wenn wir uns an der Hand nehmen und gemeinsam Risiken eingehen, dann erreicht unsere Einheit ein neues Niveau“. Williams bedauerte, dass in Bezug auf die Gemeinschaft zwischen den christlichen Kirchen aus tief greifenden theologischen Gründen das Trennende betont werde von den historischen Kirchen, wie der orthodoxen und der römisch-katholischen. Er sei traurig darüber, dass das Teilen der Eucharistie eine der Fragen des Glaubens sei, in der die Kirchen noch nicht einig seien, so Williams.
 
„Je mehr die Kirchen zusammenarbeiten, umso besser ist es für das Wohlergehen der Menschen“, betonte Williams und verwies dabei auf die von Jeanette Ada beklagte Ungerechtigkeit in Afrika. Die Delegierte aus Kamerun hatte zuvor in einer Stellungnahme auf das Hauptreferat des anglikanischen Erzbischofs reagiert.

Williams erklärte, er wäre dankbar, wenn sich die Beziehungen zwischen LutheranerInnen und AnglikanerInnen auf dem afrikanischen Kontinent stärker entwickeln würden. Es gebe gute Beispiele auf Ortsebene. Dies sei auf kontinentaler Ebene ebenfalls wünschenswert.

Williams zeigte sich erfreut, dass im Blick auf die Globalisierung inzwischen „einige der Hauptthesen des unbeschränkten Kapitalismus“ in Frage gestellt würden. Die Kirchen sollten die Chance nutzen, dass immer mehr Menschen schwierige Fragen stellen. „Wir müssen Raum schaffen für Austausch über das, was in der Wirtschaft tatsächlich geschieht“, sagte er. Ökonomie und Ökologie müssten im Gleichgewicht sein. „Wir als Kirchen müssen der Welt beweisen, dass wir eine Gemeinschaft sind, die nicht bereit ist zu akzeptieren, dass ein Teil in Reichtum und Wohlstand lebt, der andere Teil jedoch arm und verwundbar ist.“

Die Kirche müsse auch die Stimme erheben für einsame und hilflose Menschen sowie isolierte und ausgegrenzte Gemeinschaften, die keine Stimme hätten und in der öffentlichen Diskussion nicht vorkämen. Als positiv bewertete er, dass immer mehr ihre Stimme im Namen der indigenen Völker erheben. „Auf jedem Kontinent sollten Christinnen und Christen in diesem Sinne um sich blicken“. Ausgrenzung bezeichnete er als Einschränkung der Menschenwürde. Ziel der Kirche sei es, die Menschen zusammen zu bringen. Ausserdem rief er zum Frieden auf, besonders zwischen Israelis und Palästinensern. (695 Wörter)

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