Theologische Ausbildung in Afrika muss Prioritäten afrikanischer Mission berücksichtigen

Die Bitte um unser tägliches Brot im afrikanischen Kontext

Abuja (Nigeria)/Genf, 29. März 2010 (LWI) – Bischof em. Dr. Ambrose Moyo aus Simbabwe hat die afrikanischen lutherischen Kirchen dazu aufgerufen, ihre PfarrerInnen- und theologische Ausbildung an die Bedürfnisse des Kontinents anzupassen. Auf der Vorbereitenden Konsultation zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) für die Region Afrika ging Moyo in einer Ansprache auf die grundlegende Verantwortung der Kirchen für die Heranbildung christlicher Führungskräfte in Afrika ein.

An der Tagung vom 24. bis 28. März in Abuja (Nigeria), die eine Kirchenleitungskonferenz einschloss, nahmen rund 90 Personen aus den 31 LWB-Mitgliedskirchen in Afrika sowie von Missionspartnern der Kirchen, ökumenische Gäste aus der Region und LWB-Mitarbeitende teil. Die Tagung wurde von der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria (LKCN) und der Lutherischen Kirche Nigerias (LKN) gemeinsam ausgerichtet. Die Begegnung stand unter dem Thema „Unser tägliches Brot gib uns heute – Die Kirche in Afrika heute“ und diente der Vorbereitung der Delegierten auf die Elfte Vollversammlung des LWB, die im Juli 2010 in Stuttgart (Deutschland) stattfinden wird.

Moyo wies darauf hin, dass die Mitgliederzahlen afrikanischer lutherischer Kirchen über die Jahre hinweg zwar kontinuierlich angestiegen seien – allein im Jahr 2009 um 1,4 Millionen auf insgesamt 18,7 Millionen –, es aber dennoch „in den meisten unserer Kirchen eine Führungskrise gibt und die meisten unserer Seminare kurz vor der Schliessung stehen.“

Dieses Wachstum der Mitgliederzahlen stelle die Kirchen im Süden vor die grosse Herausforderung, ihre Kapazitäten auszubauen und glaubwürdige Leitungsstrukturen zu entwickeln. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir Strukturen und Programme entwickeln, die es den Ländern des Südens ermöglichen, Führungsaufgaben in allen Bereichen der Mission Gottes zu übernehmen“, erklärte Moyo, der von 1996 bis 2001 die Evangelisch-Lutherische Kirche in Simbabwe (ELKS) geleitet hat.

In seiner Ansprache legte Moyo das Thema der Elften LWB-Vollversammlung „Unser tägliches Brot gib uns heute“ für den afrikanischen Kontext aus. Er stellte es in Beziehung zu dem Reichtum Afrikas an Bodenschätzen und anderen Ressourcen, dem Abhängigkeitssyndrom und seinen Auswirkungen auf die Region, den Auswirkungen der öffentlichen Politik auf die Nahrungsmittelproduktion, der theologischen Ausbildung und Heranbildung von Führungskräften, Diakonie sowie Rezeption ökumenischer Vereinbarungen durch die afrikanischen Kirchen.

Er appellierte an die Kirchen, über Martin Luthers Ausführungen zur vierten Bitte des Vaterunsers im Kleinen Katechismus aus afrikanischer Sicht nachzudenken. „Hätte Luther das ‚tägliche Brot’ genauso verstanden, wenn er Afrikaner gewesen wäre, wenn er mit Hunger und Not, schlechter Regierungsführung, den vielen Kriegen und dem Schrei nach Frieden, Gerechtigkeit, Versöhnung und Heilung konfrontiert gewesen wäre?“, fragte Moyo. Er bezeichnete es als dringend notwendig, „unseren eigenen afrikanischen Katechismus [zu schreiben], der einfach und relevant für uns ist und Fragen des täglichen Lebens aufgreift“. Zudem würden einige lutherische Kirchen in Afrika immer noch unverändert die Liturgien benutzen, die die ersten Missionare eingeführt hätten und in denen Symbole verwendet würden, die in keiner Beziehung zum afrikanischen Leben heute stünden, bemerkte Moyo.

Es sei jedoch sehr ermutigend, so der frühere Bischof der ELKS, dass einige LWB-Mitgliedskirchen und regionale Einrichtungen eigene Materialien für Sonntagsschulen und Konfirmation ausgearbeitet hätten. Diese sollten mit anderen geteilt werden, damit alle voneinander lernen und sich gegenseitig stärken könnten.

Theologische Ausbildung verbessern

Die Qualität der Ausbildung von PfarrerInnen in den meisten afrikanischen lutherischen Kirchen lasse, so Moyo, „viel zu wünschen übrig“. Der Versuch, dieses Defizit mit Hilfe von Universitäten zu überwinden, „erwies sich in einigen Fällen als desaströs“, da das wissenschaftliche Theologiestudium in diesen Institutionen nicht durch klar formulierte Programme für die Mission der Kirche ergänzt worden sei.

Mögliche Lösungen könnten darin bestehen, dass bereits existierende Materialien ausgetauscht beziehungsweise gesammelt würden oder Erfahrungen von Institutionen wie dem Makumira University College der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania mit anderen geteilt würden.

Rezeption ökumenischer Vereinbarungen

Moyo erinnerte die Kirchen an ihre Verantwortung, Gemeinden in die Rezeption ökumenischer Vereinbarungen zwischen dem LWB und anderen weltweiten christlichen Gemeinschaften einzubeziehen. Er erläuterte die Bedeutung des Akts der Versöhnung, der auf der Elften LWB-Vollversammlung mit den Kirchen der anabaptistischen Familie gefeiert werden soll, sowie an die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die im Oktober 1999 zusammen mit der römisch-katholischen Kirche unterzeichnet worden war. Moyo rief die Kirchen auf, die innerkirchliche Rezeption solcher Vereinbarungen zu fördern, statt sie zu behandeln, als wären sie „Privatbesitz der Kirchenleitungen“

Prophetische Diakonie

Moyo warnte die lutherischen Kirchen des Kontinents davor, passive Empfängerinnen von Entwicklungsinitiativen zu sein, und rief sie zur aktiven Teilnahme an Entscheidungsprozessen zu diakonischen Aktivitäten in der Region auf.

Der ehemalige Bischof der ELKS erinnerte die Kirchen an ihre Verantwortung als Haushalterinnen der Schöpfung Gottes und forderte sie auf, ihre prophetische Rolle im Engagement gegen Umweltzerstörung und Ursachen des Klimawandels sowie für gute Regierungsführung und wirtschaftliche sowie politische Gerechtigkeit wahrzunehmen. Die lutherischen Kirchen in Afrika sollten „unsere Lehre von den zwei Reichen Gottes überdenken, um ihre Bedeutung für unseren Kampf um Nahrung für alle zu verstehen“, fügte er hinzu. (796 Wörter)

Unterwegs | Vorbereitende Konsultation in Afrika

29.03.2010

Theologische Ausbildung in Afrika muss Prioritäten afrikanischer Mission berücksichtigen

Die Bitte um unser tägliches Brot im afrikanischen Kontext

Link-Tipps

Hilfsmittel