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© LWB/E. Neuenfeldt

18.03.2010

Lutherischer Weltbund strebt Versöhnung mit AnabaptistInnen an

LWB-Vollversammlung in Stuttgart will MennonitInnen der anabaptistischen Tradition um Vergebung bitten

Bratislava (Slowakische Republik)/Genf, 17. März 2010 (LWI) – Wenn die MennonitInnen der anabaptistischen Tradition auf die Geschichte der Reformation zurückblicken, „ist es für sie ein grosser Schmerz“, betonte der norwegische Pfarrer Sven Oppegaard auf einer Tagung lutherischer Kirchen der Region Europa, die vom 13. bis 17. März in Bratislava (Slowakische Republik) stattfindet. Oppegaard, von 1997 bis 2006 Assistierender Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB) für Ökumenische Angelegenheiten, nahm in seinem Referat Bezug auf die Erklärung des LWB-Rates zum Versöhnungsprozess mit den anabaptistischen Kirchen.

Der LWB-Rat hatte im Oktober 2009 eine Erklärung verabschiedet, in der um Vergebung für die Verfolgung der AnabaptistInnen durch LutheranerInnen im 16. Jahrhundert und für die verletzenden Darstellungen bis in die Gegenwart hinein gebeten wird. Der LWB-Rat empfahl damit der Elften LWB-Vollversammlung, die im Juli 2010 in Stuttgart (Deutschland) stattfinden wird, die Erklärung „Beschlussfassung zum lutherischen Erbe der Verfolgung der ,Anabaptisten’“ zu verabschieden.

In dieser Erklärung wird „tiefes Bedauern und Schmerz“ über das Erbe der brutalen Verfolgung von AnabaptistInnen geäussert, insbesondere darüber, dass lutherische Reformatoren diese Verfolgung mit theologischen Argumenten unterstützt hatten. In der Erklärung werden „Gott und unsere mennonitischen Schwestern und Brüder“ für „das Leiden, das unsere Vorfahren im 16. Jahrhundert den Täufern zugefügt haben“, um Vergebung gebeten.

Weiter bittet die Erklärung um Vergebung für „das Vergessen oder Ignorieren dieser Verfolgung in den folgenden Jahrhunderten und für alle unzutreffenden, irreführenden und verletzenden Darstellungen der Täufer und Mennoniten, die lutherische Autoren bis heute in wissenschaftlicher oder nichtwissenschaftlicher Form verbreitet haben.“

Zu den Selbstverpflichtungen, die die Erklärung enthält, gehört der gegenwärtige Konsens, „dass der Gebrauch der Staatsgewalt zum Ausschliessen oder Aufzwingen bestimmter religiöser Überzeugungen zu verwerfen ist“ sowie die Verpflichtung, sich „dafür einzusetzen, dass Religions- und Gewissensfreiheit in den politischen Ordnungen und in den Gesellschaften gewahrt und aufrechterhalten werden“.

Vor den Teilnehmenden der Tagung, die zur Vorbereitung der Elften LWB-Vollversammlung mit dem Thema „Unser tägliches Brot gib uns heute“ dient, berichtete Oppegaard, dass entsprechend der Ergebnisse der Internationalen lutherisch-mennonitischen Studienkommission (2005 bis 2008) als Differenzen zwischen der lutherischen und der anabaptistischen Tradition lediglich noch die Tauftheologie sowie die Frage der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben gelten könnten. Alle anderen von den Reformatoren ausgesprochenen Verurteilungen seien gegenstandslos, so der norwegische Theologe.

Oppegaard erinnerte auch daran, dass das LWB-Exekutivkomitee bereits 1980 sein Bedauern über den Schmerz und das Leid, das die Verurteilungen ausgelöst hatten, zum Ausdruck gebracht hatte. Auf das Jahr 2002 geht die Gründung der Internationalen lutherisch-mennonitischen Studienkommission durch den LWB-Rat und die Mennonitische Weltkonferenz (MWK) zurück. Mit Blick auf die lutherischen Kirchen betonte Oppegaard: „Es geht um eine Haltung der Dankbarkeit und der Busse.“

Noko: „Nicht nur gesellschaftliche, sondern auch familiäre Bedeutung“

Für die Annahme der Erklärung und des Berichts durch die Vollversammlung trat in der Diskussion auch LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Ishmael Noko ein. Es handle sich um eine Versöhnung, die in vielen Ländern nicht nur gesellschaftliche, sondern auch familiäre Bedeutung habe, so der aus Simbabwe stammende Theologe. Noko verwies auch darauf, dass seine Mutter aus mennonitischer Tradition komme. Die LWB-Europareferentin, Pfarrerin Dr. Eva-Sibylle Vogel-Mfato, erklärte: „Der Versöhnungsprozess mit den Mennoniten und Mennonitinnen könnte als Beispiel für viele andere Fälle gelten, in denen es um Heilung geht.“

An der vorbereitenden Konsultation, die auf Einladung der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakischen Republik in Bratislava stattfindet, nehmen 67 Delegierte, Stewards und BeraterInnen aus 35 LWB-Mitgliedskirchen der Region sowie von Nationalkomitees, kirchlichen Netzwerken, kirchlichen Einrichtungen und LWB-Stabsmitglieder teil.

Der LWB hat in der Region Europa 43 Mitgliedskirchen mit zusammen rund 37,2 Millionen Mitgliedern. (589 Wörter)

Unterwegs | Vorbereitende Konsultation in Europa

 

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