en|de|es|fr

HomeErlebenLWI-Nachrichten über die Vollversammlung

© Mikka McCracken

01.02.2010

Weibliche Delegierte fordern Engagement lutherischer Gemeinschaft im Kampf gegen Menschenhandel

Frauen verkaufen ihren Körper, nur um Essen auf den Tisch zu bekommen

Kitchener (Ontario/Kanada)/Genf, 1. Februar 2010 (LWI) – Frauenanliegen dürften nicht nur für Frauen in der weltweiten Gemeinschaft des Lutherischen Weltbundes (LWB) eine Priorität darstellen; vielmehr sei die ganze Communio verantwortlich dafür, dass der LWB eine inklusive Gemeinschaft werde.

Im Namen der weiblichen Delegierten und Beraterinnen, die an der Nordamerikanischen Vorbereitenden Konsultation zur LWB-Vollversammlung (NAPAC) teilnahmen, appellierte Mikka McCracken, weibliche Jugenddelegierte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), an alle NAPAC-Delegierten, sich die Anliegen zu eigen zu machen, die die weiblichen Delegierten als Prioritäten für den ganzen LWB identifiziert hätten.

„Das sind Anliegen, die uns alle angehen“, erklärte McCracken. „Wenn nur Frauen sich dafür einsetzen, ist unsere Gemeinschaft unvollständig.“

Sie rief die Teilnehmenden auf, die weiblichen Delegierten in den drei Prioritätsbereichen Kampf gegen Menschenhandel, Frauen in Leitungspositionen und Ernährungsgerechtigkeit solidarisch zu unterstützen. Diese drei Prioritätsbereiche wurden auf der Vorbereitenden Konsultation der Frauen zur LWB-Vollversammlung, die vom 27. bis 31. Oktober 2009 in Bogis-Bossey (Schweiz) stattfand, erarbeitet und von den weiblichen Delegierten der Region Nordamerika bekräftigt.

Einen Tag vor der NAPAC, die vom 29. bis 31. Januar in Kitchener (Ontario/Kanada) stattfand, wurden eine Jugend- und eine Frauenkonferenz abgehalten, an der zwölf Personen in unterschiedlichen Funktionen teilnahmen.

In dem Appell zur Auseinandersetzung mit der Problematik des Menschenhandels wurde Ausbildung als wichtige Komponente genannt. „Wir müssen noch viel lernen, um das Problem des Menschenhandels wirklich zu verstehen“, erklärte McCracken. „Menschenhandel ist nicht etwas, das woanders geschieht. Er kommt genauso in unserem eigenen Kontext vor.“

Die weiblichen Delegierten schlossen sich dem Beschluss des LWB-Rates aus dem Jahr 2009 an, „die Umwandlung von Menschen in Handelsware, insbesondere zum Zweck der Zwangsarbeit oder ausbeuterischen Arbeit, zu sexueller Ausbeutung oder Zwangsheirat, für bewaffnete Konflikte oder zur Organentnahme für Transplantationen, uneingeschränkt zu verurteilen“. Sie riefen dazu auf, den Opfern ganzheitliche Hilfe zu leisten und die Umwandlung von Menschen in Handelsware als Sünde anzuprangern.

Gefährliche Stigmatisierungen und Denkweisen

„Es gibt Orte, da verkaufen Frauen sich selbst, nur um für ihre Familien Essen auf den Tisch zu bekommen“, stellte McCracken fest. „Die Kirche muss – insbesondere in dieser Zeit der globalen Wirtschaftskrise – alles daran setzen, dass Frauen und Kinder ihren Körper nicht verkaufen müssen.“

Die Delegierten wurden aufgefordert, sich die Frage nach ihrer Mitverantwortung für Menschenhandel im nordamerikanischen Kontext zu stellen und Faktoren, die dazu beitragen, wie die verstärkte Verfügbarkeit und Akzeptanz von Pornographie, zu bekämpfen. Im Zusammenhang mit Pornographie und Menschenhandel „ist häufig die Rede von Herkunfts- und Zielländern“, bemerkte McCracken. Nordamerika werde oft als Zielland bezeichnet und der Beitrag, den es zur steigenden Nachfrage nach Menschen als Ware leiste, müsse kritisch geprüft werden. Die Delegierten wurden ermutigt, sich mit der Frage zu beschäftigen, welchen Beitrag sie zur Veränderung der gefährlichen Stigmatisierungen und der Wahrnehmung von Frauen und Kindern als frei verfügbare, verkäufliche Ware leisten könnten.

Die Delegierten wurden ebenfalls aufgefordert, sich stärker für den Zugang von Frauen zu Leitungspositionen in der ganzen Kirche einzusetzen. Die weiblichen Delegierten bekräftigten nachdrücklich das Bekenntnis des LWB zur Frauenordination, das dieser auf der Vollversammlung 1984 in Budapest (Ungarn) zum ersten Mal ausgesprochen hatte. „Wir, Männer und Frauen, müssen Frauen fördern und stärken und wir müssen wissen, wo Macht und Privilegien am Werk sind“, betonte McCracken.

Die LWB-Mitgliedskirchen wurden ermutigt, Prozesse zur Nominierung von Frauen für LWB-Schlüsselpositionen einzuleiten und Möglichkeiten zu schaffen, um konkrete Veränderungen in der lutherischen Familie herbeizuführen, einschliesslich angemessener Rechtsvorschriften und Bestimmungen, die es Frauen ermöglichen würden, Leitungspositionen zu übernehmen. Die weiblichen Delegierten riefen zur Einrichtung einer LWB-Arbeitsgruppe auf, mit dem Ziel, theologische Diskussionen über Leitlinien für Geschlechtergerechtigkeit zu organisieren, die den Mitgliedskirchen dabei helfen könnten, die gleichberechtigte Beteiligung von Männern und Frauen in ihrem jeweiligen Kontext angemessen zu gestalten und zu fördern.

„Wir sind uns im Klaren darüber, wie wichtig die Vorbildwirkung und die Entwicklung von Modellvorstellungen in diesem Bereich ist“, betonte McCracken im Blick auf den nordamerikanischen Kontext, „und wir ermutigen die Kirchen weltweit, Erfahrungen mit Frauen auf der Kanzel, am Altar und in Entscheidungsgremien zu machen“.

Im Zusammenhang mit dem Thema der Ernährungsgerechtigkeit diskutierten die Teilnehmenden über die sich ändernden Bedingungen in nordamerikanischen Haushalten. McCracken wies auf eine kürzlich veröffentlichte Statistik hin, nach der in den USA 22 Prozent der Frauen mehr als ihre Männer verdienten und als „Ernährerinnen“ ihrer Familie angesehen würden. Hinzu komme, so McCracken, dass die Nahrungsmittelproduktion immer stärker industrialisiert worden sei. Ackerland werde in Industrie- und Wohngebiete umgewandelt und Profit sei der wichtigste Anreiz – wichtiger als Ernährungssicherheit.

„Wenn wir Gott um unser tägliches Brot bitten, erkennen wir an, dass Nahrung eine Gabe Gottes ist“, erklärte McCracken und rief die Delegierten auf, darüber nachzudenken, was das bedeute. Sie appellierte an die LWB-Mitgliedskirchen, sich aktiv am Kampf für Ernährungsgerechtigkeit zu beteiligen – durch ihr Engagement in Kampagnen und für langfristige nachhaltige Veränderungen in diesem Bereich.

Die NAPAC-Delegierten gehören den drei LWB-Mitgliedskirchen in der Region an – der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche im Ausland, der ELKA und der ELKIK – die zusammen rund 4,9 Millionen Mitglieder haben.

Vorbereitende Konsultationen zur Vollversammlung – fünf auf regionaler und zwei auf internationaler Ebene – finden im Vorfeld der Vollversammlung statt, dem höchsten Entscheidungsgremium des LWB, das normalerweise alle sechs Jahre tagt. Die letzte Vollversammlung fand im Juli 2003 in Winnipeg (Kanada) statt. (865 Wörter)

Unterwegs | Vorbereitende Konsultation in Nordamerika

streaming

Videos von der Elften Vollversammlung

RSS-Feed Vollversammlungs-Nachrichten (DE)
Communio Garden Communio Garden
facebook facebook
youtube YouTube
flickr flickr
twitter Twitter-Feed der Vollversammlung