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© LWB/A. Schmitt

08.12.2009

Palästinensischer Bischof fordert Aufdeckung systemischer Ursachen des Hungers

Erste regionale vorbereitende Konsultation zur LWB-Vollversammlung in Bangkok

Bangkok (Thailand)/Genf, 8. Dezember 2009 (LWI) – Genau wie die alten Propheten die Mächtigen in Frage stellten, die die Rufe der Notleidenden ignorierten, so müssten die Kirchen heute Ordnungen niederreissen, die Menschen daran hinderten, ihr tägliches Brot zu erhalten, so der palästinensische Bischof Dr. Munib A. Younan. Das Hauptreferat des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) sowie LWB-Vizepräsidenten für die Region Asien im Rahmen der Vorbereitenden Konsultation zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Asien sowie der Asiatischen KirchenleiterInnenkonferenz, die vom 6. bis 9. Dezember in Bangkok (Thailand) stattfand, stand unter dem Thema: „Give Us Today Our Daily Bread: A Holy Call to Justice“ (Unser tägliches Brot gib uns heute. Ein heiliger Aufruf zur Gerechtigkeit).

Gastgeberin der Vorbereitenden Konsultation und der KirchenleiterInnenkonferenz, an denen rund 100 Delegierte aus den 47 asiatischen LWB-Mitgliedskirchen teilnahmen, war die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thailand. Die Tagungen verfolgten das Ziel, die Region auf die Elfte LWB-Vollversammlung vorzubereiten, die im Juli 2010 in Stuttgart (Deutschland) stattfinden und unter dem Thema „Unser tägliches Brot gib uns heute“ stehen wird. Zu den Teilnehmenden der vorbereitenden Konsultation und der KirchenleiterInnenkonferenz aus 15 asiatischen Ländern gehörten Vollversammlungsdelegierte, LWB-Ratsmitglieder und -beraterInnen, Mitglieder des Lutherischen Rates in Asien (der BischöfInnen und Präsidenten der Kirchen der Region umfasst), Frauen und VertreterInnen der Jugend, MissionspartnerInnen und ökumenische Gäste.

Mit Blick auf die gemeinschaftliche Sprache des LWB-Vollversammlungsthemas sagte Younan, dass „ein aufrichtiges Gebet das tägliche Brot für alle anstrebt und im Dienst für die Armen und Notleidenden gelebt wird“. Jesus habe wie auch die Propheten zu einer umverteilenden Gerechtigkeit aufgerufen, was nicht die Gunst der politischen Oberhäupter zur Folge gehabt hätte, so Younan.

Armut inmitten von Überfluss

Von der geschätzten eine Milliarde Menschen in der Welt, die täglich Hunger litten, lebten mehr als 60 Prozent (642 Millionen) in der Region Asien und Pazifik, zitierte Younan Statistiken der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Laut Younan sind auf diesem Kontinent, auf dem etwa 800 Millionen Menschen in Armut leben, eine unverhältnismässig hohe Anzahl Frauen und Kinder betroffen. Gleichzeitig dürfe aber nicht vergessen werden, dass „in den vergangenen drei Jahren eine bedeutende Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens und des Kalorienverbrauchs zu verzeichnen war“, so Younan.

„Diese immer wohlhabenderen Asiaten und Asiatinnen können ihre Ernährung immer vielfältiger gestalten und verursachen so eine explosionsartig ansteigende Nachfrage an Vieh, Produkten, Obst, Gemüse und Futtergetreide“, betonte er. Er hob die Notwendigkeit für ein gerechteres und umweltschonenderes, nachhaltigeres landwirtschaftliches Wachstum hervor, um die wirtschaftliche Umwandlung der ländlichen Gebiete in Asien abzuschliessen. „Diese muss kleine landwirtschaftliche Betriebe unterstützen und sich auf eine Veränderung der Ernährungsmuster in der Region sowie auf eine wachsende weltweite Nachfrage für verschiedene Produkte konzentrieren“, erklärte Younan.

Der LWB-Vizepräsident nannte Kolonialismus, Verschuldung, Militarisierung, den Klimawandel und Besatzung als einige der Gründe für den weit verbreiteten Hunger und rief die Kirchen auf, sich in prophetischer Diakonie, einem Dienst, der sich gegen die Ungerechtigkeit in der Welt stellt, zu engagieren.
Er beschrieb die Bedeutung der prophetischen Diakonie mit einem Beispiel aus seinem Kontext: Land, das traditionell von PalästinenserInnen bewohnt werde, sei vom israelischen Staat auf illegale Art und Weise eingenommen worden. Häuser würden zerstört, die Freizügigkeit sei eingeschränkt und Familien getrennt. Vergeltende Gewalt schüre die Angst unter PalästinenserInnen und Israelis. Und inmitten dieses Leids nenne die prophetische Diakonie die Ungerechtigkeit der Besatzung beim Namen, so Younan. Gleichzeitig biete sie eine Vision der friedlichen Koexistenz, die auf Gerechtigkeit und Sicherheit für beide Völker basiere.

Prophetische Diakonie „spricht trotz persönlicher Unbequemlichkeit oder Kosten für Gerechtigkeit, sie widersetzt sich fest verwurzelten Wegen, Menschen zum Beispiel aus anderen Klassen oder Kasten auszubeuten, kritisiert jegliche Verletzung der Menschenrechte öffentlich, beschuldigt nicht die Opfer und deckt die zugrunde liegenden Systeme auf“, fügte er hinzu.

Younan skizzierte ein Programm für die asiatischen Kirchen, in dem er sie aufrief, Ressourcen zu teilen, führende PolitikerInnen bezüglich ihrer Versprechen zum Klimawandel zur Rechenschaft zu ziehen und ArbeitgeberInnen zu drängen, ihren ArbeitnehmerInnen Löhne zu zahlen, die es ihnen ermöglichten, ein Leben in Würde zu führen. Er forderte die Kirche selbst auf, die Befähigung und Beteiligung von Frauen zu ermöglichen und leitenden VertreterInnen anderer Religionen die Hände zu reichen, um gemeinsame Probleme zusammen zu lösen.

Das lutherische Verständnis von „tägliches Brot“ sei, dass dieses all das einschliesse, was jede/r zum Leben brauche. Letztendlich sei es Aufgabe der Kirchen, nach dem täglichen Brot für alle und nicht nach „Brot für einige wenige und die Krumen für den Rest“ zu streben, fügte der LWB-Vizepräsident hinzu.
Die Vorbereitende Konsultation in Asien war die erste von fünf regionalen und zwei internationalen Konsultationen, die die Delegierten auf die Teilnahme an der LWB-Vollversammlung im Juli 2010 vorbereiten und die Bedeutung des Vollversammlungsthemas in verschiedenen LWB-Kontexten reflektieren.

Die Vorbereitende Konsultation in Asien sowie die Asiatische KirchenleiterInnenkonferenz wurden vom Asienreferat der LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung koordiniert.

Unterwegs | Vorbereitende Konsultation in Asien

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