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04.11.2009

Positive Statistiken zur Frauenordination verdecken von Ausgrenzung geprägte Realität

Vorbereitende Konsultation zur LWB-Vollversammlung: Gebet um tägliches Brot ist Appell, Würde der Frau zu wahren

Genf, 4. November 2009 (LWI) – Ermutigende Statistiken belegen, dass in den Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) die Frauenordination an Boden gewinnt. Allerdings „verdeckt die schöne, Integrativität und Gleichberechtigung suggerierende Fassade eine von Ablehnung, Ausgrenzung und Verzweiflung geprägte Realität“, so die indische Theologin Dr. Monica Melanchthon in ihrem Referat auf der Vorbereitenden Konsultation der Frauen zur Vollversammlung, die vom 27. bis 31. Oktober in Bogis-Bossey nahe Genf (Schweiz) stattfand.

„Es werden mehr Frauen ordiniert, der Frauenanteil bei den Theologiestudierenden nimmt zu und gewöhnlich sind Frauen bei wichtigen Veranstaltungen und in Ausschüssen ‚vorn mit dabei’“, erklärte Melanchthon vor den rund 50 Teilnehmenden der Tagung.

Die internationale Frauenkonferenz war die erste von sieben Konsultationen zur Vorbereitung auf die Elfte LWB-Vollversammlung, die im Juli 2010 in Stuttgart (Deutschland) stattfindet. Ausgerichtet wurde sie vom Referat für Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG) der LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung (AME).

Nach einer von AME/FKG erstellten Statistik ordinieren etwa zwei Drittel der gegenwärtig 140 LWB-Mitgliedskirchen Frauen.

In ihrem Referat unter dem Titel „Frauen in einem erneuerten LWB: Anfragen an Theologie und Praxis“ behandelte Melanchthon primär den Bericht des LWB-Erneuerungsausschusses, der dem LWB-Rat auf seiner Tagung Ende Oktober in Chavannes-de-Bogis bei Genf vorgelegt worden war. Sie stellte fest, das der Bericht des LWB-Erneuerungsausschusses nicht explizit auf die Gender-Thematik eingehe, aber nach seiner Intention und Definition bestrebt sei, „die Anerkennung und Einbindung von Frauen in das Leben der Kirchengemeinschaft zu fördern.“

Melanchthon, die Mitglied des Erneuerungsausschusses ist, schlug vor, ein Dokument zu erarbeiten, das innerhalb eines erneuerten LWB relevante Frauenfragen aufgreife sowie Prioritäten und Strategien formuliere. Die indische Professorin lehrt am Gurukul Lutheran Theological College in Chennai (Indien).

Mangelnde Gleichberechtigung

Dr. Fulata L. Moyo, Programmreferentin für „Frauen in Kirche und Gesellschaft“ beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), erinnerte die Teilnehmenden an „die mangelnde Gleichberechtigung und die Verzweiflung, die Frauen ihr Recht auf Nahrung und Würde nehmen.“ In ihrem Referat stellte sie das Thema der Elften LWB-Vollversammlung, „Unser tägliches Brot gib uns heute“, in den Zusammenhang mit der Ausbeutung von Frauen in verschiedenen Gesellschaftsbereichen. Die Notwendigkeit, ihre Kinder zu ernähren, treibe viele Frauen in die Prostitution. „Frauen werden wie eine Ware gehandelt“, so Moyo. In ihrer Verzweiflung würden daher „Frauen um des nackten Überlebens willen in Stücke gerissen“.

Moyo konfrontierte die Frauen mit der Herausforderung, sich folgenden Fragen zu stellen: „Welche prophetischen Rollen müssen wir einnehmen, damit die Not, die dazu führt, dass Frauenleiber in Stücke gerissen werden, überwunden werden kann? Welche klaren Grundsätze, welche theologische Reflexion, auch zur Ehe und zur allgemeinen Praxis, wollen wir den Kirchen sowie der theologischen Ausbildung ans Herz legen?“

„Die Bitte ‚Unser tägliches Brot gib uns heute’ wird jeden Tag von Millionen Christinnen und Christen in aller Welt im Vaterunser gesprochen. Aber für viele haben die Worte dieses Gebets wohl wenig Bedeutung, da das, was zum täglichen Leben gebraucht wird, im Überfluss vorhanden zu sein scheint“, befand Angeline Munzara, verantwortlich für die Koordination der Ernährungskampagne bei dem in Genf angesiedelten Globalen Ökumenischen Aktionsbündnis (Ecumenical Advocacy Alliance, EAA). Sie betonte, in der heutigen Welt bestünden Überfluss und Not nebeneinander und „mehr als eine Milliarde Menschen leben mit ständigem Hunger“. Sie verwies auf Ursachen wie Klimawandel und Umweltzerstörung, die Frauen und Kinder am schwersten träfen.

„Wie wir Nahrungsmittel produzieren, wie wir sie verteilen und wie wir gewährleisten, dass alle Menschen Zugang zu kulturell angemessener Nahrung haben, ist eine Grundfrage der Gerechtigkeit gegenüber dem Menschen, der Schöpfung und Gott. Als Frauen sind wir von Bedeutung für die Veränderung unserer Weltordnung und die Einflussnahme auf Entscheidungen zur Gewährleistung von Ernährungsgerechtigkeit und zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung für alle“, betonte Munzara.

Die EAA-Vertreterin ging auf den Beitrag von Frauen zur Nahrungsmittelproduktion ein und hob ihre Bedeutung für die Ernährungssicherheit hervor. Sie beschrieb Frauen als „diejenigen, die Nahrung produzieren, traditionelles Wissen und Artenvielfalt wahren, Nahrungsmittel verarbeiten sowie für ihre Familien Mahlzeiten zubereiten und deren Ernährung sichern.“ Nach Informationen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (United Nations Food and Agriculture Organization, FAO) produzieren Frauen den Löwenanteil an Grundnahrungsmitteln – also Mais, Weizen und Reis – weltweit.

Anwaltschaft

So „brauchen Frauen tägliches Brot in dem Sinne, dass sie an sämtlichen Entscheidungsprozessen über die Nahrungsmittelproduktion und -verteilung auf allen Ebenen beteiligt sind – in Gemeinwesen, in von Landwirtschaft und Fischerei geprägten Bevölkerungsgruppen sowie in indigenen Organisationen, und an einem Tisch mit staatlichen Entscheidungsträgern und Entwicklungsorganisationen“, bekräftigte Munzara im Blick auf mögliche Strategien der Anwaltschaft.

Sie forderte die Frauen auf, anwaltschaftlich aktiv zu werden und ihre jeweilige Regierung schriftlich dazu aufzufordern, das Recht auf Nahrung zu wahren, sowie nachzufragen, welche Massnahmen im Blick auf dieses Recht ergriffen würden. Frauen sollten sich zudem darüber informieren, welche staatlichen Verpflichtungen in diesem Bereich bestehen und wie sie sich gemeinsam mit Gleichgesinnten aus der Zivilgesellschaft engagieren können.

Munzara schlug weiterhin vor, sich in Kirchen, Gemeinwesen sowie auf nationaler Ebene an der Planung von Aktionen zur kirchlichen Aktionswoche zum Thema Nahrung (EAA Churches Week of Action on Food) zu beteiligen, bei der von den Entwicklungsorganisationen initiierten Klimawandelkampagne Countdown to Copenhagen mitzuwirken oder am Sonntag, 13. Dezember, einen Gottesdienst zu besuchen, bei dem zur heissen Phase der Verhandlungen der Vereinten Nationen über den Klimawandel in Kopenhagen (Dänemark) die Kirchenglocken geläutet werden.

Eine weitere Möglichkeit biete das Fasten am Aschermittwoch, am Welternährungstag, der um den 16. Oktober im Gedenken an die Gründung der FAO begangen werde, oder zu anderen wichtigen Anlässen, die einen Bezug zur Welternährung hätten. In diesem Rahmen könnten themenbezogene Materialien wie liturgische Bausteine und Bibelarbeiten genutzt und die persönlichen Essgewohnheiten überdacht werden, schloss Munzara. (929 Wörter)

Unterwegs | Vorbereitende Konsultation der Frauen

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