Ringen um Geschlechtergerechtigkeit in LWB-Leitungsgremien

Teilnehmende an vorbereitender Konsultation zur Vollversammlung fordern mehr Frauen in leitenden Funktionen

Genf, 4. November 2009 (LWI) – Die Teilnehmenden der ersten vorbereitenden Konsultation zur Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im Juli 2010 haben grössere strategische Bemühungen gefordert, um in den Leitungsgremien des Weltbundes die Geschlechtergerechtigkeit und die Sensibilität für Fragen, die Frauen betreffen, zu sichern.

Während der Vorbereitenden Konsultation der Frauen, die vom 27. bis 31. Oktober in Bogis-Boosey bei Genf (Schweiz) stattfand, lobten Vertreterinnen der LWB-Mitgliedskirchen den LWB dafür, dass er verschiedene Foren anbiete, in denen Frauen und Männer sich über Erfahrungen austauschen und von den verschiedenen Kontexten der lutherischen Gemeinschaft lernen könnten. Sie merkten aber auch an, dass dies allein nicht ausreiche.

Professorin Dr. Barbara Rossing, die Mitglied des LWB-Exekutivkomitees und des LWB-Rates ist, betonte, dass sie im Rahmen ihrer Mitarbeit in den geschäftsführenden Organen des LWB und durch ihre Teilnahme an internationalen sowie regionalen Konsultationen zu theologischen Themen und Diakonie sowie weiteren Arbeitsfeldern des LWB wichtige Einsichten erlangt habe. „Die Erfahrungen, die ich im LWB gemacht habe, haben meine eigene Arbeit und meinen eigenen Dienst verändert“, so Rossing, die auch Vorsitzende des LWB-Programmausschusses für Theologie und Studien ist. Rossing ist Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) und lehrt Neues Testament an der Lutheran School of Theology in Chicago (Illinois/USA).

Dennoch „haben wir im LWB einige Rückschritte gemacht“, betonte Rossing und erläuterte geschlechtsspezifische Fragen mit Blick auf LWB-Delegationen, die die von der Organisation vorgeschriebenen Richtlinien zur Ausgewogenheit der Geschlechter nicht einhielten. Sie führte Besuche und Überprüfungsteams an, die nicht nur Frauen, sondern auch ordinierte Frauen ausschlössen, obwohl die Gemeinschaft in allen Arbeitsbereichen auf Frauen zurückgreifen könne.

An der Vorbereitenden Konsultation der Frauen in Bogis-Boosey nahmen sieben weibliche LWB-Ratsmitglieder teil und berichteten über ihre Erfahrungen als Frauen in geschäftsführenden Organen des LWB. Die diesjährige Tagung des Rates, der alle zwölf bis 18 Monate tagt, fand unmittelbar im Vorfeld der Vorbereitenden Konsultation der Frauen in Chavannes-de-Bogis bei Genf statt und stand unter dem Thema: „Menschenwürde wahren – Stellung beziehen gegen Menschenhandel“.

Unter den 50 Teilnehmenden der Vorbereitenden Konsultation der Frauen waren 34 Frauen aus den sieben LWB-Regionen. Die Teilnehmenden diskutierten über das Vollversammlungsthema „Unser tägliches Brot gib uns heute“ sowie über praktische Fragen bezüglich der Teilnahme an der Vollversammlung selbst.

Um die Sensibilität der Themen zu betonen, von denen Frauen in Krisenzeiten betroffen sind, berichtete Rossing von einer anderen Erfahrung, die sie als sie einzige Frau in einem Team gemacht hatte, das nach dem Tsunami im Dezember 2004 Länderprogramme in der betroffenen Region besuchte. Sie berichtete von Frauen, die sich an sie wandten, um nach Unterwäsche und Hygieneartikeln zu fragen, weil sie es nicht wagten, mit den Männern der Delegation darüber zu sprechen.

Beziehungen pflegen

Zentrale Themen der Vorbereitenden Konsultation der Frauen waren weiterhin Gender und Macht sowie die Beteiligung von Frauen in Entscheidungsprozessen im LWB. Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen von der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche forderte die Delegierten der Vollversammlung auf, eine Frau zur nächsten LWB-Präsidentin zu wählen.

Der Präsident/die Präsidentin ist der/die oberste offizielle VertreterIn und SprecherIn des LWB und leitet die Tagungen des Rates und des Exekutivkomitees sowie die Vollversammlung. Der Präsident/die Präsidentin wird von den LWB-Regionen während der Vollversammlung nominiert und von den Vollversammlungsdelegierten gewählt. Der aktuelle Präsident ist Bischof Mark S. Hanson, Leitender Bischof der ELKA. Er wurde auf der Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg gewählt und ist seit Gründung des Weltbundes im Jahr 1947 der elfte Präsident. Bisher hat noch keine Frau den Weltbund in dieser Funktion geleitet.

„Wir brauchen ein gutes Netzwerk von Frauen und Männern, die für Frauenprobleme offen sind“, betonte Jepsen. Auch Frauen müssten in den Kirchen sowie in der Gesellschaft ihre Beziehungen gut pflegen. Jepsen wurde 1992 zur Bischöfin gewählt und war damit weltweit die erste lutherische Bischöfin.

Brenda Akpan von der Lutherischen Kirche Nigerias unterstützte Jepsens Aufruf, in Stuttgart eine Frau zur Präsidentin des LWB zu wählen. Sie betonte, dass es für den LWB wichtig sei, auch weiterhin verschiedene Foren für das Miteinanderteilen in der Organisation anzubieten, da diese dabei helfen würden, ordinierte und nicht-ordinierte Frauen und Männer sowie die Basis und die Leitungsgremien der weltweiten Gemeinschaft zu vernetzen. Akpan, Mitglied des LWB-Exekutivkomitees und LWB-Rates sowie Vorsitzende des LWB-Programmausschusses für Weltdienst, ist Dozentin für Journalismus an der University of Calabar (Nigeria).

„Ich habe durch meine Mitarbeit im Rat viel gelernt“, berichtete Diadem Depayso, als Vorsitzende des LWB-Programmausschusses für Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte ebenfalls Mitglied des LWB-Exekutivkomitees. „Ich habe mit vielen Frauen an der Basis darüber gesprochen, was ich als Ratsmitglied gehört und gelernt habe“, so Depayso, die von Beruf Krankenschwester ist und 2003 als Laiin in den Rat gewählt wurde. Die Vertreterin der Lutherischen Kirche auf den Philippinen rief Frauen, die zukünftig nicht mehr Mitglied des Rates sein werden, dazu auf, Frauen, die auf der Elften Vollversammlung im kommenden Jahr in den nächsten Rat gewählt werden, zu unterstützen. (807 Wörter)

Unterwegs | Vorbereitende Konsultation der Frauen

04.11.2009

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